Mit dem ICE von Stuttgart nach Amsterdam

Von Ende dieses Jahres an soll es umsteigefrei mit dem ICE von Stuttgart in die niederländische Metropole Amsterdam gehen.

Der ICE startet in Stuttgart auch bald in Richtung Amsterdam.

© IMAGO/Arnulf/ Hettrich

Der ICE startet in Stuttgart auch bald in Richtung Amsterdam.

Von Christian Milankovic

Stuttgart - Die Zahl internationaler Zugverbindungen ab Stuttgart wächst. Die Niederländischen Staatsbahnen (NS) kündigen nun an, von Ende 2024 an eine neue tägliche Direktverbindung von Amsterdam nach München einrichten zu wollen, die auch in Stuttgart Halt macht. „Der Zug fährt über Utrecht, Arnheim, den Frankfurter Flughafen und Stuttgart und nutzt größtenteils das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz“, heißt es bei der Eisenbahngesellschaft aus dem Nachbarland.

Bisher gibt es einen regelmäßigen ICE-Verkehr von Frankfurt nach Amsterdam. Wer von Stuttgart aus in die niederländische Metropole möchte, muss also umsteigen. Das ändert sich vom Fahrplanwechsel im Dezember 2024 an. Durch den Wegfall des Umstiegs sparten Fahrgäste rund 30 Minuten, rechnen die NS vor. Von Amsterdam nach München dauere die Fahrt dann noch rund sieben Stunden. Für die Reise von Stuttgart nach Amsterdam ergibt sich damit rechnerisch eine Fahrzeit von fünf Stunden.

Die Deutsche Bahn bestätigt zwar in Grundzügen das neue Angebot, will sich bei Fahrzeiten aber noch nicht in die Karten schauen lassen. Des einen Freud, des anderen Leid: Die neue Verbindung Niederlande–Süddeutschland ersetze den bestehenden ICE zwischen Amsterdam und Basel. Damit verliert nicht nur die Stadt in der Schweiz, sondern auch Freiburg und Karlsruhe die Verbindung in die Niederlande.

Die europäischen Bahnen, in deren Streckennetze nicht zuletzt die EU in den zurückliegenden Jahren viel Geld investiert hat, um Fahrzeiten zwischen den Metropolen spürbar zu verkürzen, stehen unter verschärfter Beobachtung ihrer Geldgeber. Der ehemalige italienische Regierungschef, Enrico Letta, hat im Auftrag der EU-Staats- und Regierungschefs das Thema untersucht und kürzlich einen Bericht vorgelegt. Darin zeichnet Letta ein ernüchterndes Bild. Er finde es „völlig absurd, dass ich zwischen den europäischen Hauptstädten mit dem Flugzeug reisen“ müsse. Im grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr sei lediglich die Achse Brüssel– Paris–Amsterdam gut bedient. Tatsächlich enden die Pläne häufig an nationalen Grenzen. Die Verbindung von Stuttgart nach Paris etwa nutzt eine Strecke am Oberrhein, bei der beschrankte Bahnübergänge passiert werden müssen. Der Ausbau dieser Lücke zwischen dem französischen und dem deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz kommt nicht über den Planungsstatus hinaus.

Von Stuttgart aus sind eine Reihe von Städten im europäischen Ausland ohne Umstieg zu erreichen. Paris wird von Stuttgart aus ebenso angefahren wie die Elsass-Metropole Straßburg. In die Schweiz geht es aus der baden-württembergischen Hauptstadt umsteigefrei nach Zürich – allerdings über die auf langen Abschnitten eingleisige Gäubahn, die kaum konkurrenzfähige Fahrzeiten zulässt. Über den Ausbau wird erbittert gestritten. Der einzige in Stuttgart haltende Nachtzug stellt Verbindungen nach Wien, Budapest, Zagreb und Venedig sicher. In Österreich sind mit Zügen am Tag unter anderem Salzburg und Graz zu erreichen.

Nun kommt im Dezember also noch Amsterdam als weiteres bequem zu erreichendes Ziel dazu. Zudem hat das österreichische Privatbahnunternehmen Westbahn angekündigt, von Dezember an zwei Mal am Tag von Stuttgart über München und Salzburg nach Wien fahren zu wollen. Das Unternehmen sucht für diese Verbindung bereits Lokführer und Zugbegleiter am Standort Stuttgart.

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Erstellt:
23. April 2024, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
24. April 2024, 21:59 Uhr

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