Bei Elke Schanz-Matern kullern am Ende Tränen der Freude

Die Rietenauerin beweist in Namibia, dass sie auch im Alter von 64 Jahren weiterhin zu famosen Leistungen in der Lage ist. Mit drei anderen Frauen läuft die ehemalige Triathletin bei Temperaturen um die 30 Grad innerhalb von vier Tagen gleich vier Marathons.

Elke Schanz-Matern meisterte im südwestlichen Afrika alle extremen Herausforderungen. Foto: privat

Elke Schanz-Matern meisterte im südwestlichen Afrika alle extremen Herausforderungen. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Am Anfang standen drei schlaflose Nächte, am Schluss war trotz Erschöpfung pure Freude: Mit 64 Jahren bewältigte Elke Schanz-Matern als Ausdauersportlerin noch einmal eine extreme Herausforderung. Die nannte sich in allerbestem Marketing-Sprech EmpowHer Namibia. Dahinter verbargen sich vier Marathons binnen vier Tagen für vier Frauen aus vier Generationen durch Wüstengebiete im Süden Afrikas.

Dass die Sportlerin des Triathlon-Clubs Backnang zu den Auserwählten von Organisator Falke Sport zählte, hatte etwas mit Glück für Schanz-Matern und Pech für die ursprünglich vorgesehene Kandidatin zu tun. Die war kurzfristig ausgefallen. Über Laufcoach Michael Raab war der Veranstalter auf die Rietenauerin aufmerksam geworden. „Bei ihm hatte ich kurz zuvor auf Mallorca an einem Trainingscamp teilgenommen“, erzählt die Aspacherin und fügt schmunzelnd hinzu: „Da gab es für die Teilnehmer übrigens Falke-Socken.“

Auf das unerwartete Angebot folgen schlaflose Nächste

Am Tag nach der Rückkehr von der Baleareninsel gab’s keine Strümpfe, sondern eine Anfrage von der im Sauerland beheimateten Firma. Sie benötigte für Namibia noch eine etwa 60-Jährige. „Ab da ging es mir schlecht“, erzählt Schanz-Matern und sagt: „Es war ein ähnliches Gefühl wie vor einem Ironman.“ Das Angebot, in Namibia starten zu können und dafür keinen Cent bezahlen zu müssen, war verlockend – einerseits. Andererseits waren da erschöpfende viermal rund 42 Rennkilometer an vier aufeinanderfolgenden Tagen in der Wüste.

Der Reiz der Herausforderung besiegt die anfänglichen Zweifel

Für eine so leidenschaftliche Ausdauersportlerin wie Elke Schanz-Matern war der Reiz des Laufabenteuers am Ende deutlich größer als der Respekt vor der schweißtreibenden Aufgabe. Sie saß an Bord, als das Flugzeug rund zwei Wochen später in Frankfurt abhob, um über Addis Abeba in die namibische Hauptstadt Windhoek zu fliegen. Und so schwer ihr der Entschluss für den Kampf gegen Hitze, Müdigkeit sowie schmerzende Füße und Muskulatur am Anfang vielleicht gefallen war, um so weniger bedauerte sie ihn am Ende. Dabei hatte sie durchaus Zweifel gehabt, wie sie eine solche Anstrengung mit 64 Jahren wegsteckt. Zumal sie nicht so recht wusste, was in Afrika auf sie zukommt, „denn ich war bei den Vorbesprechungen ja nicht dabei“.

Von Beginn an passte es zwischen den vier Ausdauersportlerinnen

Was sie allerdings sofort merkte, als sich Annemarie Weise (Leipzig, 26 Jahre), Sarah Gearhart (New York, 39), Judith Havers (Hamburg, 47) und Elke Schanz-Matern am Flughafen das erste Mal trafen: „Trotz des unterschiedlichen Alters hat die Chemie zwischen uns gleich gestimmt.“ Überhaupt passte es menschlich im ganzen Team. Zu dem zählten neben dem Organisationschef noch drei Fotografen und Filmer, ein Redakteur eines Internet-Laufportals sowie eine Social-Media-Verantwortliche. Das gute Verständnis war wertvoll. Die gegenseitige Unterstützung half auf den verschiedenen Etappen immer mal wieder, Problemchen, Schwächephasen oder auch kleinere Verletzungen und Wehwehchen zu überstehen.

Die Erfahrung hilft, die Anstrengungen besser zu überstehen

Bei der TCB-Athletin lief es von Anfang an richtig gut, obwohl sie vermutete, dass „ich als Älteste die Langsamste bin“. Dafür hatte sie die meiste Erfahrung auf ihrer Seite, wie sich gleich zu Beginn in der Kalahari zeigte. Während die anderen an den Verpflegungsstationen längere Stopps einlegten, machte die Hawaii-Ironman-Finisherin kürzere Pausen. Denn beim Laufen ließ sie’s behutsamer angehen. Deshalb verschaffte sie sich etwas Vorsprung, „da ich keinen solchen Schritt mehr drauf habe wie mit 40 und ein großer Rückstand auf die anderen wäre mir peinlich gewesen.“

Die ganze Schönheit Afrikas als ein ständiger Begleiter

Am Ende des ersten Tags obsiegte die Routine. Die Aspacherin hatte die 43,44 Kilometer nach 5:45 Stunden geschafft. Damit war sie als Erste im Ziel und freute sich riesig. Auch weil sie von famosen Naturerlebnissen begleitet worden war. „Ich habe meinen ersten Sonnenaufgang in der Wüste gesehen. Das war wunderschön“, erzählt die Rietenauerin und berichtet: „Wir sind an Giraffen, Antilopen, Gazellen und all solchen Tieren vorbeigelaufen. Auch Wildpferdeherden haben wir gesehen.“ Es beeindruckte, was sich am Rand der Etappen abspielte: „Es war ein Genuss und ich glaube, dass ich deswegen so locker gelaufen bin.“

Die Schönheit Namibias lenken von der sportlichen Aufgabe nicht zu sehr ab

Wobei die Konzentration der Sportlerinnen vor allem dem eigenen Körper und den Tücken des Laufens im Sand, über Steine und durch Geröll galt. Schließlich wurde am frühen Morgen bei Dunkelheit gestartet, um dann gegen Mittag bei 30 Grad im Schatten im Ziel zu sein. Nicht nur das Geschehen und Leben am Streckenrand war grandios, auch die Leistungen der vier waren es. Die Aspacherin erzählt: „Der Zieleinlauf am vierten Tag war ergreifend. Wir lagen uns vor Freude heulend in den Armen.“ Alle hatten es geschafft. Entsprechend glücklich strahlten die Frauen, wobei Schanz-Matern bekennt: „Es war toll, aber ich habe mir gesagt, dass ich so was nicht mehr mache. Ich will künftig zusammen mit meinem Mann Rad fahren.“ Rennrad fahren, versteht sich. Schweißtreibend muss es einfach sein, damit Elke Schanz-Matern vor Freude strahlt.

Vier Marathons an vier aufeinanderfolgenden Tagen durch namibische Wüstengebiete

Tag eins: Kalahari Der erste Marathon bestand aus drei unterschiedlichen Runden auf unbefestigten Wegen, über tiefere Sandabschnitte, auf steinigem Untergrund und in kaum sichtbaren Fahrspuren. Los ging es um 6 Uhr mit Stirnlampen. Im Ziel war Elke Schanz-Matern nach 5:45 Stunden. Dabei hatte sie 43,44 Kilometer, 117 Höhenmeter sowie am Schluss eine Hitze von 28 Grad bewältigt.

Tag zwei: Fish-River-Canyon Die erste 21 Kilometer ging es rund 350 Höhenmeter bergauf, danach auf paralleler Strecke bergab. Der 42,33 Kilometer lange Kurs in tiefem Sand war sehr uneben. Da eine große Hitze voraus gesagt wurde, war Start um 5:30 Uhr. Elke Schanz-Matern war mit Judith Havers nach 5:25 Stunden erneut als Erste im Ziel und „dort habe ich mir erst mal ein großes Bier bringen lassen“.

Tag drei, Tiras-Berge Die 41,8 Kilometer mit 725 Höhenmetern bewältigte Schanz-Matern in 6:45 Stunden. Zum Teil ging es nach dem Start um 5 Uhr durch sehr tiefen Sand so bergauf, dass Laufen unmöglich war. Nach der Hälfte der Strecke plagten die Aspacherin starke Knieschmerzen und wollte aufhören. Mithilfe kurzer Gehpassagen zog sie die letzten 7 Kilometer dann aber doch durch.

Tag vier, Namibwüste Wegen des geschwollenen und schmerzenden Knies hatte die Aspacherin den letzten Lauf fast abgehakt. Zum Start um 5:30 Uhr war die Schwellung aber beinahe weg. Nach der Hälfte der 42,43 Kilometer kamen die Schmerzen langsam zurück. Schanz-Matern lief und walkte abwechselnd. Das half. Bei Temperaturen um 35 Grad war Schanz-Matern nach 6:14 Stunden im Ziel.

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Erstellt:
25. April 2024, 06:00 Uhr

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