Das beschäftigt Allmersbach im Tal vor den Wahlen

In Allmersbach im Tal schicken dieses Jahr beide Listen neun Köpfe ins Rennen. Die neu gewählten Vertreter werden in den kommenden fünf Jahren wichtige Weichen stellen – etwa beim Bau des neuen Kindergartens oder beim Klimaschutz.

Das alte Rathaus in Heutensbach soll saniert werden, wenn die Fördergelder da sind. (Archivfoto)

© Alexander Becher

Das alte Rathaus in Heutensbach soll saniert werden, wenn die Fördergelder da sind. (Archivfoto)

Von Anja La Roche

ALLMERSBACH IM TAL. Am Wahltag, dem 9. Juni werden sich auch die Einwohner und Einwohnerinnen von Allmersbach im Tal für die Personen entscheiden können, die die Geschicke der Gemeinde künftig mitentscheiden dürfen. Für weitere fünf Jahre werden sich 14 Gemeinderäte und -rätinnen im kommunalen Gremium für die Belange der Bürger einsetzen und sich für eine positive Entwicklung der Kommune engagieren. Viele bekannte Gesichter, die schon 2019 einen Sitz im Gemeinderat erringen konnten, werden auch diesmal auf dem Wahlzettel vertreten sein. Ein paar haben allerdings angekündigt, nicht mehr anzutreten. Von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) sind das Ingo Ehring und Timo Herbst. Bei der Neuen Liste Allmersbach/Heutensbach (NLAH) scheiden Eberhard Bauer und Walter Wötzel für eine erneute Kandidatur aus.

Interessant wird bei der diesjährigen Kommunalwahl wohl nicht nur, ob weitere derzeit im Gemeinderat vertretene Personen künftig nicht mehr im Gremium sitzen werden, weil sie nicht genug Stimmen auf sich vereinen können, sondern auch, ob sich das Kräfteverhältnis zwischen den beiden freien Wählervereinigungen in der nächsten Wahlperiode verändern wird. Derzeit sind beide Listen mit sieben Köpfen im Gremium vertreten, zur Wahl stellen beide Listen jeweils neun Personen. Im Endeffekt handelt es sich aber um keine parteipolitischen Vereinigungen – die Personen und nicht die Listen stehen im Vordergrund.

Spannend ist das auch für Patrizia Rall, die seit 2021 im Amt ist und somit ihre erste Kommunalwahl als Bürgermeisterin erlebt. Es sei interessant zu sehen, wie die Gemeinderäte um Ehrenamtliche kämpfen müssen, die kandidieren wollen. „Das macht mich vielleicht auch ein bisschen wehmütig, dass sich da so wenige engagieren wollen“, sagt Rall. Immerhin könne auf kommunaler Ebene noch am ehesten etwas konkret ver-ändert werden.

In Allmersbach ist eine dieser konkreten Veränderungen gerade beispielsweise der Bau des neuen Kindergartens. Dessen Standort gegenüber vom Netto sei eines der wenigen Themen gewesen, die im Gemeinderat in jüngster Vergangenheit etwas intensiver diskutiert wurden, so Rall. Doch ein besserer Standort konnte nicht gefunden werden und ein Architektenwettbewerb machte es den Bewerbern zur Aufgabe, das Beste aus dem schwierigen Bauplatz herauszuholen. Hin und wieder kam im Gremium auch die Frage auf, ob das Projekt nicht zu groß und zu teuer sei und ein kleinerer Kindergarten nicht ausreichen würde. Ende Januar hat der Gemeinderat allerdings den Bau beschlossen und die bisherige Planung damit bestätigt. Der neue Gemeinderat wird zwar wohl keine grundlegenden Entscheidungen mehr zum Kindergarten fällen – immerhin sollen die Bagger 2025 rollen –, doch die genaue Ausgestaltung des Neubaus wird auch die nächsten Ratsmitglieder intensiv beschäftigen. „Da geht es dann auch um Vergaben, um technische Möglichkeiten oder Anträge für Fördergelder“, erklärt Rall. Dieses Jahr sind dafür im Haushalt 300 000 Euro eingeplant, für 2025 und 2026 wurden jeweils zwei Millionen Euro angesetzt.

Zwischen dem Sportplatz im Bildäcker und dem Supermarkt am Ortsausgang von Allmersbach soll ein Kindergarten gebaut werden.

© Alexander Becher

Zwischen dem Sportplatz im Bildäcker und dem Supermarkt am Ortsausgang von Allmersbach soll ein Kindergarten gebaut werden.

Ebenfalls ein großes Thema für die kommenden Jahre ist die Sanierung der Ortsmitten Allmersbach und Heutensbach. Die Kommune wartet derzeit noch darauf, in das Landessanierungsprogramm aufgenommen zu werden. Wenn das der Fall ist, können sowohl kommunale als auch private Objekte mithilfe der Fördergelder saniert werden. Patrizia Rall erwähnt etwa die Sanierung des alten Rathauses in Heutensbach oder das brachliegende Grundstück neben dem Gasthaus Löwen, das genutzt werden soll.

Für die Bürgermeisterin ist auch der Klimaschutz eine der größten Herausforderungen, welchen sich der Gemeinderat in Zukunft stellen muss. Die Gemeinde hat bereits mit einem Grundsatzbeschluss festgelegt, bis 2040 klimaneutral werden zu wollen. 2023 hat sie dafür extra eine Klimamanagerin eingestellt. An diesem Ziel zu arbeiten, das wird auch Aufgabe der neuen Gremiumsmitglieder sein.

Gleichzeitig sieht Rall eine große Herausforderung darin, als Kommune leistungsfähig zu bleiben. „Wir haben viele Aufgaben und bekommen immer mehr“, sagt sie und erwähnt den Fachkräftemangel und die finanziellen Mittel als zwei Aspekte. Die Entscheidungen im Gemeinderat sind dabei wichtig, mit dem Geld, das zur Verfügung steht, die richtigen Schwerpunkte zu setzen, damit Allmersbach im Tal auch künftig gut aufgestellt bleibt.

Zuletzt wird auch das Thema Windkraft die Kommune in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen. Dabei geht es um den geplanten Windpark im Hörnle, der direkt an die Gemarkung von Allmersbach im Tal angrenzt. Ein Thema, das wohl im künftigen Gremium diskutiert werden dürfte – wenn auch die Gemeinde kein Entscheidungsrecht hat. Vielmehr geht es dabei um den Austausch auf informativer Ebene.

Patrizia Rall jedenfalls hofft, dass die Zusammenarbeit von Verwaltung und Gemeinderat künftig so gut funktioniert wie bisher. „Was wir sehr schätzen und auch hoffen, dass das weitergeführt wird, ist, dass wir sehr sachlich arbeiten und wenige persönliche und heftige Auseinandersetzungen haben“, sagt sie. Tatsächlich ist der Allmersbacher Gemeinderat nicht bekannt für hitzige Diskussionen. Der in den vergangenen Jahren wohl am stärksten als Kritiker der Verwaltung hervorgetretene Gemeinderat Eberhard Bauer, der auch Listensprecher der NLAH ist, wird bei der kommenden Wahl nicht erneut antreten. „Dass er auch bestimmte Dinge hinterfragt, ist richtig und wichtig, um einen Blick von außen zu haben“, sagt Rall. Mindestens ebenso von Bedeutung ist das Sachverständnis der Räte und Rätinnen. Um die neuen Vertreter nach der Sommerpause einzulernen, plant die Gemeindeverwaltung deshalb einen Crashkurs zu den aktuellen Projekten und den verwalterischen Abläufen.

  • Infos und Fotos zu den Kandidaten und Kandidatinnen finden Sie auch in unserem Online-Wahlportal unter: wahlen.bkz.de.

Ziele und Kandidaten der NLAH

Die Vertreter der Neuen Liste Allmersbach/Heutensbach (NLAH) haben verschiedene Ziele, für die sie sich im Gemeinderat engagieren wollen. „Wir setzen uns für eine Einkaufsmöglichkeit in Heutensbach ein“, lautet eines davon. Aber auch die Vereine und das Ehrenamt als einen wichtigen Teil des Gemeindelebens wollen die Kandidaten der NLAH unterstützen. Sie wollen sich zudem für den Erhalt und den bedarfsgerechten Ausbau der Kindergartenbetreuung einsetzen und nehmen die Belange der örtlichen Handwerker, Gewerbebetriebe und Landwirte wichtig. Zudem setzen sie sich für ein aktives kulturelles Leben ein und fördern insbeson-dere generationenübergreifende Veranstaltungen. Es ist ihnen auch ein Anliegen, den Erholungswert der umliegenden Natur zu erhalten und zu entwickeln, und zuletzt wollen sie sich für einen sicheren, öffentlichen Raum für alle Verkehrsteilnehmer einsetzen.

Kandidaten und Kandidatinnen:

Für die NLAH kandidieren: Dietmar Holzwarth (47), Einkaufsleiter; Eberhard Kümmel (61), Softwarearchitekt; Kilian Peyer (29), Softwareentwickler; Wilfried Radatz (65), Verkehrsplaner; Rebecca Reicherz (42), Einsatzleitung der Nachbarschaftshilfe; Luca Schneider (24), Student; Christian Schünemann (49), Personalleiter; Wolfgang Semmler (61), niedergelassener Facharzt; Thomas Weller (50), Bankkaufmann.

Ziele und Kandidaten der UWV

Die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) gliedert ihre Themen, die sie in der Gemeinde Allmersbach im Tal voranbringen wollen, in drei Hauptaspekte. Der erste ist das Ziel einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung. Dazu gehören für die Vertreter der UWV ein familienfreundliches und vielfältiges Betreuungsangebot, eine moderne Ausstattung von Bildungs- und Sportstätten, der Erhalt und die Förderung von Vereinen, Kultur und Ehrenamt sowie bedürfnisorientierte Angebote für Jung und Alt. Der zweite Aspekt ist, dass die Wählervereinigung die Gemeinde zukunftsfähig aufstellen möchte. Ziel seien deshalb die Entwicklung der Ortskerne, die Stärkung des Wirtschaftsstandorts und der Erhalt und Ausbau der Nahversorgung. Zuletzt ist der UWV eine transparente und offene Gemeindearbeit wichtig. Dazu möchten die Kandidaten und Kandidatinnen die interkommunale Zusammenarbeit stärken und die Digitalisierung voranbringen.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die UWV kandidieren: Jörg Adolph (51), Gartenbautechniker; Sigune Berndt (62), Tagesmutter; Sonja Grözinger (62), Supply Chain Disponentin; Bettina Heigoldt (52), Hausfrau; Michael Heißwolf (36), Ingenieur; Jan Herold (20), Student; Kerstin Titz (39), Diplomökonomin; Kai Tröbensberger (30), Apotheker; Markus Ziebart (40), Kfz-Technikermeister.

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Erstellt:
29. April 2024, 15:00 Uhr

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