Der VfB kämpft um sein Erfolgsteam

Das Saisonende naht – und ebenso stehen bei dem Club aus Stuttgart die Entscheidungen in einigen Personalfragen bevor. Nun hat Sportdirektor Wohlgemuth die Hoffnungen genährt, dass die Mannschaft zusammenbleiben kann.

Drei Leihspieler mit wahrscheinlicher VfB-Zukunft: Jamie Leweling, Leonidas Stergiou und Deniz Undav (v. li.) Drei Leihspieler mit wahrscheinlicher VfB-Zukunft: Jamie Leweling, Leonidas Stergiou und Deniz Undav (v. li.).

© Pressefoto Baumann/Volker Müller

Drei Leihspieler mit wahrscheinlicher VfB-Zukunft: Jamie Leweling, Leonidas Stergiou und Deniz Undav (v. li.) Drei Leihspieler mit wahrscheinlicher VfB-Zukunft: Jamie Leweling, Leonidas Stergiou und Deniz Undav (v. li.).

Von Dirk Preiß

Stuttgart - Fabian Wohlgemuth hat sich ja selten viel entlocken lassen, wenn es um die Frage geht, wie die Mannschaft des VfB Stuttgart in der kommenden Saison zusammengestellt sein wird. Stattdessen hat er Verträge verlängert (Waldemar Anton, Chris Führich, Enzo Millot), er hat eine Leihe ausgedehnt (Alexander Nübel) – und der Sportdirektor hat auch schon neue Spieler verpflichtet. Justin Diehl (1. FC Köln), Yannik Keitel (SC Freiburg) und Nick Woltemade (Werder Bremen) sind das. Verbal spielt Wohlgemuth aber stets den Flachpass.

„Kaderplanung“, sagt der Berliner meist auf aktuelle Fragen, „findet das ganze Jahr statt.“ Oder auch – zu bestimmten Spielern: „Wir sind im regelmäßigen Austausch.“ Das kann alles und nichts bedeuten. Nun aber werden die Themen konkreter.

Das liegt, logischerweise, am Zeitpunkt. Die aktuelle Saison neigt sich dem Ende entgegen, nur noch zwei Spieltage stehen an, und es nahen die Tage der Entscheidungen – auch wenn das Transferfenster offiziell erst am 1. Juli öffnet. Der zweite Grund: Der VfB weiß seit wenigen Tagen sicher, dass der Club erstmals seit der Saison 2009/2010 wieder in der Champions League spielen wird. Das erhöht den Reiz des VfB für aktuelle und neue Spieler. Das führt aber vor allem auch dazu, dass die Stuttgarter finanziell wieder etwas größere Sprünge machen können.

Zwar schränkt Wohlgemuth ein: „Die wirtschaftliche Situation ist immer noch herausfordernd.“ Doch allein die Teilnahme an der Königsklasse garantiert dem VfB über 18 Millionen Euro. Üppige Sieg- und Punktprämien kommen noch obendrauf. Damit das Team auch mit Europas Besten darum konkurrieren kann, muss nun die Mannschaft entsprechend aufgestellt werden. Was zunächst einmal mit den eigenen Spielern zu tun hat.

Der VfB, das hat der bisherige Saisonverlauf bewiesen, hat eine nahezu perfekt funktionierende Mannschaft. Deshalb sagte Wohlgemuth am Sonntagabend im SWR-Fernsehen: „Wir versuchen, die Fluktuation klein zu halten, die Eckpfeiler im Team zu halten.“ Fast alle Spieler besitzen einen Vertrag bis mindestens 2026, die ersten Entscheidungen betreffen also jene Profis, die aktuell ausgeliehen sind und für die der Club eine Kaufoption besitzt: Deniz Undav, Jamie Leweling und Leonidas Stergiou.

Am einfachsten stellt sich die Lage beim Schweizer Stergiou dar – weil der Abwehrspieler die geringste Ablöse kostet. Für rund zwei Millionen Euro könnte der 22-Jährige vom FC St. Gallen gekauft werden. Stergiou habe sich „sehr, sehr gut entwickelt“, sagt Wohlgemuth über den Mann, der am Samstag beim 3:1 gegen den FC Bayern sein erstes Tor für den VfB erzielt hat. Und: Die Tendenz gehe „dahin“, dass man den Eidgenossen fest verpflichten werde.

Ähnlich sieht es bei Jamie Leweling aus. Der Flügelspieler ist zwar teurer als Stergiou – er soll rund fünf Millionen Euro kosten –, aber auch der 23-Jährige hat sich enorm gesteigert. Eine „extreme Entwicklung“ spricht ihm der Sportdirektor zu und schwärmt von dessen „unglaublichen Laufumfängen“. Die Wahrscheinlichkeit einer Verpflichtung vom 1. FC Union Berlin sei „mehr als da“, erklärte Wohlgemuth.

Bleibt: das teuerste Gesamtpaket. Für Deniz Undav müsste der VfB wohl bis zu 20 Millionen Euro an den Premier-League-Club Brighton & Hove Albion überweisen – und dem Stürmer auch noch einen sehr gut dotierten Vertrag anbieten. Da kommt einiges zusammen, doch auch hier ist Wohlgemuth gewillt, einen Weg zu finden. „Wir wären nicht in Gesprächen, wenn wir uns das nicht leisten könnten“, sagte der Sportdirektor selbstbewusst. Dass der VfB den Engländern auch Mo Dahoud abkauft, ist dagegen quasi ausgeschlossen.

Das geliehene Trio Stergiou, Leweling und Undav könnte also bald fester Bestandteil des Stuttgarter Kaders sein. Torwart Nübel hat sich zudem zum VfB bekannt, ebenso Kapitän Anton. Laut Vertrag haben dieses Bekenntnis auch Serhou Guirassy (bis 2026) und Chris Führich (bis 2028) abgegeben. Kandidaten für einen Wechsel sind sie dennoch – auch dank jeweils einer Ausstiegsklausel.

Doch auch mit einem Abgang dieses Duos hat sich Fabian Wohlgemuth längst nicht abgefunden und verweist darauf, dass sich beide Spieler in Stuttgart sehr wohlfühlen. Auch haben sie ein Standing als unumstrittene Stammkraft. Ein weiterer Trumpf ist, dass sich auch der Erfolgstrainer Sebastian Hoeneß klar zum VfB bekannt hat. Es sei daher „definitiv realistisch“, auch Guirassy und Führich halten zu können, meinte Wohlgemuth. Gehen sie doch, spült das zumindest wieder viele Millionen in die Kasse – mit denen dann nach Ersatz gesucht werden kann.

Spannend bleibt es also auf jeden Fall – obwohl der Sportdirektor auch versicherte, dass sich die Weiß-Roten treu bleiben wollen, trotz der bevorstehenden Königsklassenpräsenz. „Wir werden wirtschaftlich keine Risiken eingehen“, erklärte Wohlgemuth weiter, „wir werden Spieler verpflichten, die ihr Potenzial noch entwickeln können, und unserem Weg treu bleiben.“ Er hat den VfB Stuttgart schließlich in die Champions League geführt.

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Erstellt:
6. Mai 2024, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
7. Mai 2024, 22:07 Uhr

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