Ein Händchen für Planung und Präzision

Karrieren abseits des Sports (4): Außerhalb der Sporthallen spielt die TSG-Volleyballerin Anne Pötzl als technische Projektleiterin im Bereich Wasserversorgung und Infrastruktur den Kommunen und Zweckverbänden die Bälle möglichst genau zu.

Als Projektingenieurin im Bereich Wasserversorgung sorgt Anne Pötzl dafür, dass auf den Baustellen alles richtig läuft. Foto: CDM Smith

Als Projektingenieurin im Bereich Wasserversorgung sorgt Anne Pötzl dafür, dass auf den Baustellen alles richtig läuft. Foto: CDM Smith

Von Uwe Flegel

Planen, erklären, vorgeben, kontrollieren. Liest sich alles so, als würde Anne Pötzl dank ihrer beruflichen Erfahrungen beste Voraussetzungen mitbringen, um im Volleyball irgendwann einmal Trainerin zu werden. Das allerdings hat Zeit. Noch lenkt sie beim Oberligisten TSG Backnang als Zuspielerin die Offensive in die geordneten Bahnen. So wie sie in ihrem Beruf als technische Projektleiterin unter anderem dafür sorgt, dass bei unserer Wasserversorgung alles richtig läuft.

Frauen im Tief- und Straßenbau sind Gott sei Dank mittlerweile zwar nicht mehr revolutionär, doch ein wenig exotisch kommen sie schon noch daher. Das weiß die 31-Jährige und scheint wenig Probleme damit zu haben. Fakt sei, dass anderes deutlich wichtiger sei als das Geschlecht, berichtet Anne Pötzl. Zum Beispiel Erfahrung. „Je mehr man davon hat, umso mehr wird man respektiert“, sagt die gebürtige Oberfränkin, fügt ein wenig schmunzelnd allerdings auch hinzu: „Als Frau muss man sich gegenüber einer Baufirma manchmal aber schon noch ein wenig besser durchsetzen.“

Gut, wenn man das im Sport spielerisch mitbekommen hat. Niederlagen wegstecken, mit Kritik umgehen und auf den Punkt Leistung abrufen, habe sie im Sport von der Jugend auf erlernt, sagt die Volleyballerin, die bei der TSG in ihre vierte Saison geht und mit Backnang immerhin zwei Jahre in der Regionalliga um Punkte gekämpft hat. „Ich glaube, auch die Frustrationstoleranz ist höher, wenn man im Sport groß geworden ist.“ Erst recht für jemanden, der Mannschaftssport betreibt und weiß, dass man mit Stärken und Schwächen von Mitspielern klarkommen muss. Wobei Teamgeist und der korrekte Umgang mit Menschen auch bei der Arbeit gefragt sind, sagt die Frau mit dem Master of Science in Umweltschutztechnik. Mit dem ist sie für die deutsche Tochter des weltweit tätigen amerikanischen Ingenieurunternehmens CDM Smith als Projektleiterin im Kreis Schwäbisch Hall und im Ostalbkreis im Bereich Wasserversorgung und kommunale Infrastruktur tätig. Dabei geht es um Planung, um Unterstützung für kommunale Träger und Versorger bei Ausschreibungen sowie um Bauaufsicht bei Kanalsanierungen, der Verlegung von neuen Leitungen oder dem Erstellen von Regenüberlaufbecken.

Gutes Zeitmanagement dank des Sports von klein auf gelernt.




Ein anspruchsvoller Job. Einer, der vermutlich nicht immer genug Raum für Training und Spiel lässt? „Bisher habe ich das immer gut hinbekommen“, erwidert die in Schwäbisch Hall wohnende Pötzl und stellt fest: „Ich habe keine großen Ausfallzeiten.“ Vielleicht weil sie von klein auf erfahren hat, wie wichtig ein gutes Zeitmanagement ist, wenn man Schule, das Studium an der Uni Vaihingen, den Sport und die Freundschaften unter einen Hut bringen will. Die 1,72 Meter große Volleyballerin hat aber nicht nur im Beruf vom Erlebten und Erlernten im Sport profitiert, sondern auch umgekehrt. Nicht unbedingt als Zuspielerin, „eher als Team- und Saisonorganisatorin“. Dann halt, wenn es darum geht, sinnvoll und präzise zu planen.

Etwas, das Pötzl offenbar kann. Schließlich ist sie nicht nur als Volleyballerin und im Tief- und Straßenbau am Ball, sondern im Sommer im Hohenlohischen auch im Tennis. „Das ist ein guter Ausgleich und es sind ja nur vier, fünf Spiele sowie einmal pro Woche Training.“ Neben gutem Zeitmanagement und Organisationstalent scheint Vielseitigkeit eine Stärke von Anne Pötzl zu sein. Auch im Volleyball. Als Jugendliche und junge Aktive bei ihrem Heimatverein VG Hof war sie Außenangreiferin. Bei ihrer ersten Station im Schwabenland, dem TSV Georgii Allianz Stuttgart, sowie danach der TSG Schwäbisch Hall und der TSG Backnang spielte sie Libera. Mittlerweile ist sie seit zwei Jahren im Murrtal als Zuspielerin im Einsatz. Der wird allerdings gerade vom Coronavirus verhindert. Schade sei das, sagt die Sportlerin und erzählt, dass sie im Beruf von der Krise allerdings wenig spüre. Da stehen eher Überstunden für die Frau an, die dafür zuständig ist, dass alles gut läuft. Die Versorgung mit Wasser und nach der Pandemie auch wieder das Angriffsspiel der Backnanger Volleyballerinnen.

In der Serie Karrieren abseits des Sports stellen wir regelmäßig Athleten aus der Region in ihrem Berufsalltag vor. Dabei geht es zum einen um bekannte Sportler in ihrem Beruf, zum anderen um solche, die einen ungewöhnlichen Beruf ausüben oder in ihrem Job besonders erfolgreich sind. Weitere Sportler mit interessanten oder ungewöhnlichen Berufen können sich unter sportredaktion@bkz.de melden.

Bei der TSG lenkt die 31-Jährige das Angriffsspiel in die richtigen Bahnen. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Bei der TSG lenkt die 31-Jährige das Angriffsspiel in die richtigen Bahnen. Foto: A. Becher

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Erstellt:
8. November 2020, 06:00 Uhr

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