Energie- und Wärmewende im Rems-Murr-Kreis als Herkulesaufgabe

Süwag-Chefs Markus Coenen und Mike Schuler sagen, dass der Energieversorger in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro investieren wird.

Michael Kronmüller (Syna) an einer Ortsnetzstation in Unterweissach. Foto: Alexander Becher

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Michael Kronmüller (Syna) an einer Ortsnetzstation in Unterweissach. Foto: Alexander Becher

Von Florian Muhl

Rems-Murr. Als Herkulesaufgabe bezeichnete Markus Coenen die Ziele der Bundesregierung in Sachen Klimaneutralität. „80 Prozent bis 2030 und 100 Prozent im Jahr 2045, das ist noch ein Riesenweg, der zu gehen ist“, so der promovierte Süwag-Vorstand, der für die Ressorts Finanzen, Einkauf, Netz, Recht, Revision und IT verantwortlich zeichnet. Aber warum eine Herkulesaufgabe? Das politische Ziel hätte auf das Netzgebiet der Syna bis 2030 immense Auswirkungen, die Markus Coenen anhand folgender Zahlen verdeutlichte. „Um das energiepolitische Ziel zu erreichen, müssen wir zirka drei Gigawatt (GW) bauen, das bedeutet den Faktor 3,6 gegenüber dem, was bisher ist. Bei den Ladepunkten, da wird’s noch krasser, da müssen noch Faktor 15 zusätzlich installiert werden, das heißt, rund 270000 neue Ladepunkte innerhalb der nächsten sieben Jahre.“ Und letztlich die Wärmepumpen: „Wir müssten etwa 140000 Anlagen bis 2030 neu anschließen, um das Ziel zu erreichen.“

Online-Portal für Kunden

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Die Syna erlebt besonders in den vergangenen Monaten einen Einspeiserboom in ihrem Netz (siehe Infotext). Diese extreme Zunahme an neuen Energielieferanten sei auch der Grund dafür, dass es einige Zeit dauern kann, bis eine Anlage auch benutzt werden könne. Um dem immensen Zuwachs gerecht zu werden, hat die Syna laut Coenen ein Online-Portal eingerichtet. „Für den Kunden hat es den großen Vorteil, dass er in der Regel innerhalb von 24 Stunden eine Bestätigung seiner Registrierung bekommt.“ Allerdings müssten dann noch Monteure vor Ort die Anlage installieren. Und da gebe es bundesweit eine Schwachstelle, denn die Handwerkerkapazität lasse sehr zu wünschen übrig. „Um diesem Einspeiserboom auch in Zukunft begegnen zu können, investieren wir stark in unsere Netze“, betonte der Süwag-Vorstand, und weiter: „...etwas mehr als eine Milliarde Euro in den nächsten fünf Jahren“. Ein wesentlicher Anteil fließe in die Smartifizierung und Digitalisierung der Ortsnetzstationen (wir berichteten). „Das Ganze hilft uns auch, den Stromfluss besser messen zu können“, erläuterte Coenen.

Investiert wird aber auch in die Wasserkraft. „Das ist unsere grüne DNA“, hob Mike Schuler hervor. „Wir haben 16 Laufwasserkraftwerke, die wir immer wieder modernisieren, aktuell an Lahn und Neckar, um eine maximale Effizienz zu erreichen“, so der Süwag-Vorstand weiter, der für die Ressorts Vertrieb, Erzeugung, Strategie, Personal und Kommunikation verantwortlich zeichnet. In Pleidelsheim bei Ludwigsburg am Neckar befindet sich mit vier Generatoren und einer Nennleistung von 4400 Kilowatt (kW) die größte Süwag-Anlage.

Zahlen, Daten, Fakten zur Süwag

Verbreitung Das rund 6200 Quadratkilometer umfassende Versorgungsgebiet der Süwag (mit Tochterunternehmen Syna) verteilt sich auf vier Bundesländer: Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern.

Kennzahlen 2023 Die Jahresstromerzeugung lag bei 93 Millionen Kilowattstunden (kWh), der Stromabsatz bei 5600 Millionen kWh, die Stromnetzlänge betrug 29800 Kilometer, der Gasabsatz lag bei 4300 Millionen kWh, die Gasnetze waren 3800 Kilometer lang, der Wärmeabsatz lag bei 217 Millionen kWh, der Umsatz bei 2,7 Milliarden Euro.

Einspeiserboom Seit 2019 ist die Anzahl der Einspeiseanlagen rund um das 15-fache angestiegen, im Jahr 2023 registrierte die Syna knapp 30000 Anfragen für EEG-Neuanlagen.

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Erstellt:
31. Januar 2024, 06:00 Uhr

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