Faszination für die Kleinen mit dem Stern

Sammellust (12) Die drei Backnanger Sven Hahmann, Dietmar Schiefer und Rainer Mögle besitzen insgesamt etwa 35 000 Modellautos der Marke Mercedes-Benz. Sie eint aber nicht nur das Sammeln, sondern auch die Freundschaft über den Mercedes-Benz-Modell-Club.

Rainer Mögle (links) hält eine Zigarrenkiste mit Wiking-Autos in der Hand, seine Sammlerspezialität. Dietmar Schiefer (Mitte) präsentiert seinen 300-SL-Flügeltürer und Sven Hahmann (rechts) einen gelben Brabus G 800 Adventure XLP. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Rainer Mögle (links) hält eine Zigarrenkiste mit Wiking-Autos in der Hand, seine Sammlerspezialität. Dietmar Schiefer (Mitte) präsentiert seinen 300-SL-Flügeltürer und Sven Hahmann (rechts) einen gelben Brabus G 800 Adventure XLP. Fotos: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Etwa viermal im Jahr fahren die Backnanger Rainer Mögle, Sven Hahmann und Dietmar Schiefer nach Stuttgart zum Stammtisch. Dort treffen sie Vereinskollegen des Mercedes-Benz-Modell-Clubs (MBMC) – das heißt, sie treffen jede Menge Fans und Sammler der verkleinerten Modelle mit dem Stern. Gemeinsam diskutieren sie dort oder tauschen Schmuckstücke ihrer beeindruckenden Sammlungen. Zusammengerechnet besitzen die Backnanger etwa 35 000 Mercedes-Modellautos. Das Entscheidende für sie ist dabei, dass es sich nicht um ein einsames Hobby handelt, „sondern sich die Menschen in dem Club zum Sammeln vereinen“, so Rainer Mögle. „Es sind nicht die Plastikautos, sondern die Menschen, die das interessant machen.“ Auch Modellautofans in Holland, Kanada und Australien sind im Club vertreten.

Rainer Mögle hat sich auf eine Marke spezialisiert

Rainer Mögle ist dem einen oder anderen auch als Vorstandsvorsitzender der TSG Backnang bekannt. Schon als Kind hat er seine Mutter um Spielzeugautos angebettelt, erzählt er. Der 58-Jährige hat sich beim Sammeln von Anfang an auf eine spezielle Marke konzentriert: die Wiking-Autos. Diese Plastikautos, besonders die der 60er- und 70er-Jahre, sind nicht nur Teil seiner Kindheit gewesen, sondern haben einen besonderen Flair: Sie sind meistens im selben Maßstab wie die Modelleisenbahnen gebaut, ein Verhältnis von eins zu 87. „Das Schöne ist, dass die Wiking-Autos oft auf Dachböden liegen“, erklärt Mögle. Diese zu restaurieren, nachdem sie jahrelang vergessen worden waren, mache ihm besonders Spaß. Auf etwa 8 000 bis 10 000 Stück schätzt er den Umfang seiner Sammlung.

Rainer Mögle sammelt Wiking-Modelle.

© Alexander Becher

Rainer Mögle sammelt Wiking-Modelle.

Die Sammlerfreunde haben sich auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert

In den Mercedes-Benz-Modell-Club trat Mögle schon 1968 ein, als dieser im Museum um Mitgliedschaften warb. Und später kamen nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Autos hinzu: Seit 1991 arbeitet Mögle als Betriebsingenieur bei Mercedes. Und er blieb nicht der einzige Backnanger im Club: 2001 trat der als Versicherungsberater selbstständige Sven Hahmann dem MBMC bei. „Meine Eltern erzählen, dass mein erstes Wort ‚Auto‘ war“, sagt der 52-jährige Steinbacher augenzwinkernd. Etwa im Alter von zwölf Jahren hat er die Autos aus dem Supermarkt nicht mehr nur als Spielzeug, sondern auch als wertvollen Gegenstand betrachtet. Sein erstes Sammelexemplar war ein grüner Duesenberg. „Mit dem habe ich dann etwas vorsichtiger gespielt“, erinnert sich Hahmann.

Ein Mercedes-AMG von Sven Hahmann.

© Alexander Becher

Ein Mercedes-AMG von Sven Hahmann.

Ich kenne jedes Modell hier drin“

Heute besitzt er eine unglaubliche Sammlung von etwa 14 000 Modellautos, bei denen alle möglichen Maßstäbe vertreten sind. In Kisten verpackt stehen 10 000 Stück davon im Keller. Hahmann lagert dort auch zahlreiche Autoprospekte. Im Raum nebenan kann man die restlichen Modelle betrachten, liebevoll ausgestellt in Vitrinen. Für einen Laien sind das jede Menge kleine Kisten auf vier Rädern, für die drei Liebhaber sind es wertvolle Designstücke und nostalgische Erinnerungen. „Ich kenne jedes Modell hier drin“, bekennt sich Dietmar Schiefer zu seiner Sammelleidenschaft mit Blick auf die Vitrinen von Sven Hahmann.

Dietmar Schiefer besitzt 11048 Modelle

Als der heute 79 Jahre alte Dietmar Schiefer 2003 dem Club beitrat, konnte er nicht ahnen, zwei Backnanger unter den Modellautoprofis zu finden. 1966 hat er sich sein erstes Modell im Daimlermuseum gekauft. „Ich hab mich schon immer für Autos interessiert“, sagt er. Bei zukünftigen Museumsbesuchen hat er sich dann immer gleich mehrere Modelle gekauft. Heute ist er im Besitz von genau 11048 Modellen, darunter viele Rennsportwägen. „Mein Ding sind eher die großen Maßstäbe“, erklärt der Rentner, der früher für den Motorsportbereich bei Mercedes gearbeitet hat. So auch das Exemplar, das er mitgebracht hat: Das Auto entspricht dem 300er-SL, Baujahr 1952, in einem Maßstab von eins zu acht. Bei sich daheim stellt Schiefer seine Schätze in 14 Vitrinen aus, die in einem eigens dafür genutzten Hobbyzimmer stehen.

Serie Unter dem Titel „Sammellust“ stellen wir in dieser Serie Menschen aus der Region vor, die außergewöhnliche Sammlungen haben. Kennen Sie jemanden, der dafür infrage kommt, oder sind Sie selbst leidenschaftlicher Sammler? Dann melden Sie sich per E-Mail an: redaktion@bkz.de
Dietmar Schiefer liebt größere Maßstäbe.

© Alexander Becher

Dietmar Schiefer liebt größere Maßstäbe.

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Erstellt:
9. Juli 2022, 06:00 Uhr

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