Fellpflege mit einer Extraportion Liebe im Hundesalon in Murrhardt

Georgiana Alexandra Roadevin wollte immer schon mit Tieren arbeiten. Nach Spezialkursen hat sie einen Hundesalon in Murrhardt eröffnet und lässt sich bei Sessions mit zwei ganz unterschiedlichen Charakteren über die Schulter schauen.

Daisy ergibt sich ihrem Schicksal, fühlt sich aber bei Georgiana Alexandra Roadevin sehr wohl. An erster Stelle der Session im Hundesalon steht ein Bad mit einem schonenden, antiallergischen Shampoo. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Daisy ergibt sich ihrem Schicksal, fühlt sich aber bei Georgiana Alexandra Roadevin sehr wohl. An erster Stelle der Session im Hundesalon steht ein Bad mit einem schonenden, antiallergischen Shampoo. Fotos: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Daisy hat schon viel von der Welt gesehen. Die 13 Jahre alte Hundedame, in der ein Mix aus Schnauzer, Pudel und Bichon Frisé steckt, ist mit ihrer Familie in Mexiko groß geworden. „Später haben wir in Las Vegas gelebt“, erzählt Ulrike Penn. Ihre Tochter Arabella Janke, die Daisy zu ihrem achten Geburtstag geschenkt bekommen hat, nahm sie später nach Holland mit. Nun, zurück in Murrhardt hieß es, einen Hundesalon zu finden. Daisys Fell ist zart, verfilzt aber auch. Außerdem muss man das Vertrauen der kleinen Lady gewinnen, die einen mit ihren dunklen Knopfaugen ein wenig zurückhaltend-ängstlich anschaut. Umso erstaunter waren Mutter und Tochter, dass sie den Murrhardter Hundesalon sogar freiwillig erkundete und Georgiana Alexandra Roadevin gleich großes Zutrauen schenkte. Auch an diesem Vormittag lässt sie sich von der Betreiberin an der Brust packen und legt die Pfötchen entspannt zusammen.

Erst mal ist eine ausgiebige Fellwäsche bei der Mischlingshündin angesagt

Dann geht es an die Arbeit. Die 34-jährige Hundefriseurin stellt Daisy in die große Badewanne, duscht sie und seift sie ein. „Sie bekommt zweimal Shampoo und später noch Conditioner“, sagt sie. Daisy schüttelt sich, als hätte sie verstanden. Dino, Roadevins eigener Hund und Namensgeber für den Salon, schaut vom gegenüberliegenden Sessel aus zu. Der neunjährige Shih Tzu trifft hier auf ganz unterschiedliche Gäste. „Ab und zu ist Dino ein bisschen eifersüchtig“, sagt Roadevin und grinst.

Nach der Profiwäsche und einem ersten Abtrocknen geht es mit der vierbeinigen Kundin auf den Frisiertisch, wo sie eine lockere Schlaufe um den Hals bekommt. Dass sie trotzdem zu trippeln beginnt und loslaufen möchte, hängt vermutlich mit dem kräftigen und nicht ganz leisen Hundeföhn zusammen, mit dem ihr Fell jetzt getrocknet wird. Gleichzeitig fängt ihre Friseurin an, sie zu bürsten. Die manuelle Fellpflege beansprucht eine ganze Menge Zeit. „Wenn es ein großer Pudel und das Fell verfilzt ist, kann das schon mal drei oder vier Stunden dauern.“ Nach dem Oberkörper kommen die Pfoten an die Reihe und als Georgiana Alexandra Roadevin merkt, dass Daisy ein Beinchen immer wieder wegzieht, sucht sie sich eine andere Stelle, um sie nicht unnötig zu stressen. Immer wieder bekommt sie ein Lob („Bravo, Daisy, bravo!“), wie gut sie durchhält, und wenn das nicht mehr funktioniert, hilft eine kleine Kuscheleinheit. Zwar hat die Rumänin auch schon den Ratschlag bekommen, bei Hunden nicht ihre dominante Chefinnenrolle aufzugeben, aber letztlich sagt sie: „Der Job geht nicht ohne Liebe.“

Die große Zuneigung zu Tieren ist bei ihr schon immer da gewesen. Im rumänischen Brăila, rund 200 Kilometer von Bukarest entfernt, wuchs sie in der Familie mit Vierbeinern auf. Sie kümmerte sich um Straßenhunde und träumte davon, ein Tierheim aufzubauen. Ihre Familie war da skeptisch und hatte andere Pläne, sodass sie Jura studierte und auch abschloss.

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Doch schon bevor sie vor fünf Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland und Murrhardt kam, folgte sie dieser beruflich ganz anderen Richtung und besuchte Spezialkurse in Bukarest, um sich als Hundefriseurin ausbilden zu lassen. In der Walterichstadt jobbte sie zunächst in der Produktion und dann stand noch ein besonderes Familienprojekt ins Haus: die Geburt ihres Sohnes André. „Nach drei Jahren zu Hause wollte ich unbedingt wieder arbeiten.“ Also packte sie das Vorhaben an, einen eigenen Hundesalon zu eröffnen. Die größte Hürde war, Räume zu finden. Ein großes Glück nach langer Suche für sie war, bei Altstadträtin und Französin Michèle Hartmann in der Nägelestraße fündig zu werden, die sich ganz offen für das Projekt zeigte. „Ich hab vor Freude geweint.“

Für den neun Monate alten Nox ist es nicht gerade leicht, lange still zu bleiben

Zurück auf dem Frisiertisch: Daisys Fell ist trocken und flauschig. Georgiana Alexandra Roadevin macht sich jetzt an die eigentliche Frisur und nimmt mit einer Schermaschine ein paar Zentimeter der Haarpracht ab. Am Oberkörper geht das ganz gut, bei den Füßen wechselt sie auch schon mal zur Schere, um noch gezielter vorgehen zu können. „Man merkt, dass Daisy auch vorher schon im Hundesalon war.“ Die kleine Lady hält tapfer durch, bis sie Arabella Janke und ihre Mutter nach etwa anderthalb Stunden abholen können. Sie sind sehr zufrieden und froh um den neuen Salon und das Händchen der Betreiberin für Vierbeiner. Zwischendurch haben sie zwar selbst ihr Glück – orientiert an dem einen oder anderen Youtube-Video – versucht, aber nur „aus reiner Verzweiflung“. Nachdem Daisy als Adventsgeschenk des Salons noch einen roten Stricküberzieher bekommen hat, steht schon der nächste Kunde bereit, wobei von Stehen im Sinn von an einem festen Platz sein keine Rede sein kann. Nox, ein neun Monate alter Parson Russell Terrier, flitzt nicht nur durch die Räume, sondern hält auch Dino und die Zweibeiner ordentlich auf Trab. „Ich sag manchmal, Nox ist auf Speed“, erzählt seine Murrhardter Besitzerin, die inkognito bleiben möchte. Es ist der zweite Besuch des Jungspunds im Salon, dessen Fell heute getrimmt wird, wie die Fachleute sagen. Die kurzen, drahtigen Haare werden dabei nicht im eigentlichen Sinn geschnitten, sondern diejenigen, die absterben, sich aber nicht gut lösen, werden herausgezupft, erklärt Roadevin.

Bei der letzten Session konnte sie Nox nicht am ganzen Körper trimmen. „Er muss sich erst daran gewöhnen.“ Klar ist aber auch: Die Geduld und Liebe, die sie bei der ersten Frisur und Session investiert, zahlt sich später aus. „Hey, Speedy, das tut dir gut“, sagt sein Frauchen. Also findet sich auch Nox auf dem Pflegetisch wieder und das Trimmen mit einem Spezialmesser beginnt. An manchen Stellen „muss es schnell gehen, weil es ihn kitzelt“. Und natürlich ist es für das Energiebündel alles andere als leicht und schrecklich anstrengend, dermaßen still zu stehen. Damit die spitzen Zähnchen die Friseurin nicht verletzen, bekommt Nox zwischendrin auch einen Minimaulkorb aus Stoff übergezogen. Ein bisschen verwirrend für den kleinen Vierbeiner. Viel besser findet er es, wenn er später wieder mit seiner Friseurin ohne diesen Schutz Kontakt aufnehmen und ihr mal kurz übers Gesicht schlecken kann. „Die Schminke ist schon weg“, sagt die und lacht.

Kleinere und mittelgroße Hunde sind im Salon häufiger anzutreffen, aber auch ein Bernhardiner oder ein Mastiff waren schon zu Gast. Auch mal gekniffen oder sogar gebissen zu werden kann vorkommen, schreckt die 34-Jährige aber nicht. Sie bekommt viel zurück, sagt sie. „Der Job ist meistens die pure Entspannung.“ Sie ist zuständig für die Rundumbehandlung von der Nasen- bis zur Schwanzspitze. Mit den Vierbeinern zusammen zu sein hat wiederum für sie therapeutische Qualitäten.

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Erstellt:
16. Januar 2024, 06:00 Uhr

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