Kommentar: Allerletzte Chance für Galeria

Kommentar: Allerletzte Chance für Galeria

Von Matthias Schiermeyer

Stuttgart - Wut und Frust, Erleichterung und Hoffnung liegen bei den Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof nah beieinander. Noch vor Wochen herrschte Angst vor der Abwicklung des insolventen Unternehmens, und es dominierte die Empörung über den Mann, der vor allen anderen den Absturz zu verantworten hatte: Signa-Gründer René Benko. Erst mit dem Einstieg zweier Investoren aus Baden und den USA wendete sich das Blatt.

Dass viele Beschäftigte den Job verlieren werden, wie die Streichliste des Insolvenzverwalters zeigt, ist die bittere, aber logische Folge des Niedergangs. Galeria kann nur dort profitabel arbeiten, wo Mieten, Umsätze und Personalkosten im gesunden Verhältnis zueinander stehen. Dies ist dort gegeben, wo die Vermieter der Filialen zu ausreichenden Zugeständnissen bereit sind. Insofern bedeutet die Liste noch nicht in jedem Fall das endgültige Aus – vielleicht wird den Immobilienbesitzern nun der Ernst der Lage klar.

Ohnehin bedarf es riesiger Kraftanstrengungen, um dem Geschäftsmodell das Überleben zu sichern. Gefordert sind Investitionen in die Standorte, das Personal, das Sortiment und das Onlineangebot. Der badische Teil der Geldgeber, Bernd Beetz, hat sich bereits euphorisch zum „Warenhaus der Zukunft“ geäußert. Nun muss er beweisen, dass sein Enthusiasmus begründet war und dass er einen ausreichend langen Atem als Investor hat. Es dürfte – nach drei Insolvenzen – die allerletzte Chance für Galeria sein.

Zum Artikel

Erstellt:
28. April 2024, 22:20 Uhr
Aktualisiert:
29. April 2024, 22:01 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen