Tag der Arbeit: Demonstranten greifen Polizisten an

Die Polizei in Stuttgart wird mit Pfefferspray und mit Latten voller Nägeln attackiert. 25 Polizisten und drei Polizeipferde werden verletzt.

Bei einer Demonstration am Tag der Arbeit, die nichts mit dem DGB zu tun hatte, wurden Polizisten angegriffen.

© Lg/Christoph Schmidt

Bei einer Demonstration am Tag der Arbeit, die nichts mit dem DGB zu tun hatte, wurden Polizisten angegriffen.

Von Georg Linsenmann und Annika Grah

Stuttgart - Plötzlich ähnelte die Tübinger Straße einem Kampfgebiet. Berittene Polizisten drängten Demonstranten zurück, die Polizei agierte in voller Montur. Die 1. Mai-Demos in Stuttgart sind wie im vergangenen Jahr von Ausschreitungen überschattet worden. Am Ende zählte die Polizei 25 verletzte Beamte und drei verletzte Pferde. 167 Personen wurden vorläufig festgenommen, gegen sie wurden Strafverfahren eingeleitet. Drei Demonstranten waren gut präpariert. Sie hatten keinen Ausweis dabei und ihre Fingerkuppen mit Klebstoff verklebt, um nicht identifiziert zu werden. Sie mussten mit auf’s Revier.

Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten stand am Sonntagabend noch nicht fest. Auch über die Anzahl der verletzten Demonstranten konnte die Polizei keine Angaben machen. Angemeldet hatte die Demo laut Polizei ein „Stuttgarter Bündnis revolutionärer Organisationen in Stuttgart“.

Dabei hatte der Demonstrationszug mit rund 450 Teilnehmern unter dem Thema „Gegen Sozialabbau und für eine solidarische Gesellschaft“ zunächst friedlich begonnen. Doch laut Polizeisprecher Thomas Ulmer vermummten sich dann an der Einmündung zur Tübinger Straße mehrere Dutzend Teilnehmende und zogen Transparente aus ihren Taschen. Diese waren so groß, dass sie laut Polizei gegen die Versammlungsauflage verstießen. Die Polizei stoppte den Aufzug.

Daraufhin wurden die Beamten aus der Gruppe heraus mit Pfefferspray, Schlägen, Tritten und mit Latten attackiert, die mit Nägeln und Schrauben bestückt waren. Erst der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken, sowie eine Einheit der berittenen Polizei und eine Hundestaffel brachten die Lage unter Kontrolle.

Die Gruppe, die laut Polizei rund 150 Menschen umfasste, wurde eingekesselt, um die Personalien festzuhalten. Nachdem sich andere Versammlungsteilnehmer mit den Festgehaltenen solidarisierten und die Einsatzkräfte bedrängten, wurde die Versammlung aufgelöst. Einer Spontanversammlung gegen den Polizeieinsatz wurde später zugestimmt. Sie verlief am Ende der Königstraße weitgehend friedlich.

Die traditionelle DGB-Kundgebung am Vormittag wurde damit in den Hintergrund gedrängt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Sektion Region Stuttgart hatte für dieses Jahr den Marktplatz als zentralen Versammlungsort gewählt. Die Verantwortlichen versuchten so der Kundgebung ein neues Format zu geben, um gegen einen offenbar wachsenden Bedeutungsverlust anzukämpfen. Vergeblich, denn zur Schlusskundgebung war der Marktplatz nahezu leer. Dabei sah es zum Start gegen 10.30 Uhr noch sehr gut aus für den Veranstalter. Rund 3000 Teilnehmende sorgten für ein buntes Bild vieler verschiedener Gruppen.

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Erstellt:
1. Mai 2024, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
2. Mai 2024, 21:57 Uhr

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