Vorwurf der Spionage

Tschechien bestellt wegen Cyber-Angriffen russischen Botschafter ein

Tschechien hat den russischen Botschafter ins Außenministerium einbestellt. Der Grund: Protest gegen mutmaßliche russische Cyberangriffe auf Institutionen und Infrastruktur des EU- und Nato-Mitglieds. Der Diplomat traf am Montagnachmittag ein.

Jan Lipavsky, Außenminister von Tschechien. Das Land hat den russischen Botschafter wegen mutmaßlicher Cyber-Angriffe ins Außenministerium einbestellt.

© dpa/Hendrik Schmidt

Jan Lipavsky, Außenminister von Tschechien. Das Land hat den russischen Botschafter wegen mutmaßlicher Cyber-Angriffe ins Außenministerium einbestellt.

Von red/dpa

Tschechien hat den russischen Botschafter ins Außenministerium einbestellt, um gegen mutmaßliche russische Cyber-Angriffe auf Institutionen und Infrastruktur des EU- und Nato-Mitgliedstaats zu protestieren. Der Diplomat traf dort nach Angaben der Agentur CTK am Montagnachmittag ein. „Wir haben die Russische Föderation aufgerufen, von diesen Handlungen abzusehen, die im Widerspruch zu den Normen der UN und ihren eigenen Verpflichtungen stehen“, sagte Außenminister Jan Lipavsky anschließend.

Unterdessen wurde bekannt, dass Tschechiens liberalkonservative Regierung ihren Botschafter in Russland, Vitezslav Pivonka, mit Wirkung Ende Mai offiziell abberufen hat. Der Diplomat soll sich nach Medienberichten bereits seit Monaten nicht mehr in Moskau aufhalten. Über einen Nachfolger ist noch nicht entschieden. Die Botschaft wird übergangsweise von einem Botschaftssekretär geleitet.

Tschechien wirft der Hackergruppe APT28 des russischen Militärnachrichtendienstes GRU vor, hinter zahlreichen Cyber-Attacken zu stehen. Seit vorigem Jahr sei dabei eine Sicherheitslücke ausgenutzt worden, um sich Zugang zu E-Mail-Konten zu verschaffen, teilte das Außenministerium in Prag mit. Weitere Aktivitäten, die Internet-Router betreffen, seien vor einiger Zeit in Zusammenarbeit mit der US-Bundespolizei FBI aufgedeckt worden.

Bereits am Freitag hatte der tschechische Innenminister Vit Rakusan nach einem Treffen mit seiner deutschen Kollegin Nancy Faeser betont, man wolle ein klares Signal an Russland senden: „Wir sind keine hilflosen Opfer - wir sind Staaten, die sich zu verteidigen wissen.“ Von den meisten Cyberbedrohungen erfahre die Öffentlichkeit nie, weil sie schon im Keim erstickt würden. 

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Erstellt:
6. Mai 2024, 18:56 Uhr

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