Warum auch Frauen sich mit Anlagestrategien beschäftigen sollten

Interview Honorar-Anlageberaterin Christine Blank aus Sulzbach an der Murr hält am Donnerstag in Backnang einen Vortrag speziell für Frauen. Sie rät, sich möglichst früh mit unterschiedlichen Anlagestrategien auseinanderzusetzen und sich um die eigene Absicherung zu kümmern.

Christine Blank berät ihre Kunden seit 2009 unabhängig und damit frei von Provisionen. In den vergangenen Jahren kamen vermehrt Frauen als Kundinnen zu ihr. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Christine Blank berät ihre Kunden seit 2009 unabhängig und damit frei von Provisionen. In den vergangenen Jahren kamen vermehrt Frauen als Kundinnen zu ihr. Foto: Alexander Becher

Backnang. Geldanlagen sind für viele Frauen, aber auch Männer ein Buch mit sieben Siegeln. Beim Vortrag „Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen“ erhalten speziell die Zuschauerinnen einen Einblick in die Welt der Geldanlagen und lernen, diese einzuordnen und zu beurteilen. Die unabhängige Anlageberaterin Christine Blank erläutert Grundbegriffe der Finanzplanung und gibt Tipps zur Gestaltung der eigenen Altersvorsorge. Sie kennt die Probleme, denen ihre Kundinnen gegenüberstehen.

Frau Blank, warum sollten sich speziell Frauen mit Finanzplanung befassen?

Nicht nur Frauen, sondern jeder sollte sich mit Finanzplanung beschäftigen. Dennoch ist es traditionell ein Männerthema. Früher war die Ehefrau bei Beratungen oft gar nicht involviert. Und wenn ihr Mann krank wurde oder verstarb, wusste sie natürlich auch nicht Bescheid. Bei den Babyboomern ist Finanzplanung auch immer noch eher in Männerhand. Im Fall einer Scheidung müssen sich Frauen selbst ums Geldanlegen kümmern – hatten zuvor aber noch nie etwas damit zu tun. Diese Frauen sind gefährdet, „leicht erreichbare Opfer“ zu werden, denen Anlagen aufgeschwatzt werden, die nur dem Verkäufer selbst nutzen.

Welchen finanziellen Schwierigkeiten sehen sich Frauen gegenüber?

Altersarmut ist häufig weiblich. Die Rentenlücke wird bei jüngeren Frauen kleiner, Gedanken über die eigene Absicherung sollten Paare sich jedoch frühzeitig machen. Im Idealfall wird für den Partner, der zu Hause bleibt, privat eine entsprechende Altersvorsorge aufgebaut. Wer erst spät damit beginnt, kann eine jahrelange Rentenlücke fast nicht mehr schließen.

Warum richtet sich Ihr Vortrag speziell an Frauen?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei Frauen durchaus Interesse am Thema besteht. Wenn sie gemischte Vorträge besuchen, halten sie sich aber oft im Hintergrund. Sitzen nur Frauen im Publikum, trauen sie sich eher, Fragen zu stellen, und es entwickeln sich andere Gespräche.

Was lernen die Frauen im Vortrag?

Ich möchte sie informieren. Je mehr sie über Grundbegriffe der Finanzwelt, Finanzplanung, Altersvorsorge und Anlagestrategien Bescheid wissen, desto eher können sie ihre eigenen fundierten Entscheidungen treffen. Dabei ist natürlich wichtig, von wem ich mich beraten lasse, denn viele provisionsbasierte Berater stehen in einem Interessenskonflikt zwischen den Kundenzielen und ihren eigenen Zielen, da sie gerade von teuren Produkten besonders profitieren. Die Teilnehmerinnen sollen Mut schöpfen, das Thema anzugehen, und frei entscheiden können, ob sie sich selbstständig an die Gestaltung ihrer Finanzen wagen oder sich Fachwissen in Form einer unabhängigen Beratung dazu einkaufen.

Wo stehen die Frauen inzwischen beim Anlegen?

Jüngere Frauen kennen sich bei Finanzfragen inzwischen ähnlich gut wie die Männer aus. In Partnerschaften wird viel darüber geredet, auch wenn sich nur einer von beiden tatsächlich dann darum kümmert. Seit Anfang 2023 ist etwa die Hälfte meiner Beratungsanfragen von Frauen, ein Viertel sind Paare und ein Viertel kommt von Männern. Frauen fragen also vermehrt Beratungen an, suchen oft aber auch explizit nach einer weiblichen und unabhängigen Beratung und kommen so zu mir.

Legen Frauen ihr Geld anders an als Männer?

Es ist schwer, das pauschal zu sagen, aber sie sind minimal vorsichtiger und neigen weniger dazu, sich zu überschätzen, während Männer bei chancenreichen Anlagen die Risiken oft nicht wahrnehmen. Frauen sind tendenziell geduldiger und damit auch erfolgreicher beim Anlegen (Frauen erzielen laut der Frauenstudie Female Finance des Bankenverbands eine minimal höhere Rendite beim Anlegen, Anm. d. Red.).

Was sollten alle Anleger beachten?

Die Ziele, die mit der Anlage erreicht werden wollen, sollten klar definiert sein, danach richtet sich dann die jeweilige Strategie. Pauschale Tipps sind schwer zu geben, aber das Verhältnis der Chancen zum Risiko sollte immer zum Kunden und ihren Zielen passen. Bei langfristigen Anlagen können mehr Schwankungen akzeptabel sein; wenn mein Ziel der baldige Hausbau ist, sollte ich auf Nummer sicher gehen. Eine Geldanlage soll dem Kunden helfen, seine Lebensziele zu erreichen, und hat keinen Selbstzweck. Wichtig ist, zu verstehen, wie genau die Geldanlage funktioniert und welche Kosten zu Beginn und während der Anlagedauer entstehen und die Rendite schmälern.

Wovon sollte man sich eher fernhalten?

Man sollte sich darüber klar sein, dass es in der Branche keine Hellseher gibt, die vorher schon wissen, wann welche Kurse steigen oder fallen. Unsere Anlagephilosophie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über sinnvolle Anlagestrategien und auf langjährigen Erfahrungen aus der Finanzwelt. Diese Erkenntnisse berücksichtigen auch die Verbraucherzentralen bei ihren Beratungen ebenso wie fast alle unabhängigen Berater und Beraterinnen.

Das Gespräch führte Carolin Aichholz.

Rund um den Vortrag und die Dozentin Christine Blank

Vorträge bei der VHS Am Donnerstag, 11. April, von 19 bis 20.30 Uhr findet im Bildungshaus der VHS in Backnang der Vortrag „Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen“ statt. Am Donnerstag, 13. Juni, gibt Christine Blank eine Einführung in die Geldanlage mit Aktien im Vortrag „Aktien für alle“. Mehr Informationen gibt es telefonisch unter 07191/9667-0 oder im Internet unter www.vhs-backnang.de. Dort können sich Interessierte anmelden.

Unabhängige Honorarberater bieten eine Alternative zur Beratung auf Provisionsbasis. Der Kunde zahlt nur für die Beratung, der Berater erhält keine Provision. Zudem muss er nachweisen, dass er die Produkte unterschiedlicher Anbieter berücksichtigt, und seine Eignung wird von staatlicher Stelle geprüft.

Christine Blank arbeitet seit 1994 als Anlageberaterin. Zunächst war sie bei verschiedenen Banken tätig, 2009 entschied sie sich, zukünftig als unabhängige Honorar-Anlagenberaterin zu arbeiten, da die Arbeit so besser zu ihren Wertvorstellungen passe. Seit 2020 ist sie selbstständig und hat sich auf dem Gebiet der nachhaltigen Anlagestrategien weitergebildet. Informationen und eine kostenfreie Kennenlernsprechstunde für Anlegerinnen gibt es unter https://t1p.de/Anlegerinnensprechstunde.

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Erstellt:
6. April 2024, 06:00 Uhr

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