Tag des Sieges

Was feiert Russland am 9. Mai?

Wladimir Putin feiert wieder groß: den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg über Nazi-Deutschland. Doch das Blutvergießen in der Ukraine überschattet alle propagandistische Show zu Beginn seiner fünften Amtszeit als russischer Präsident.

Der Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland liegt 79 Jahre zurück. Doch der russische Präsident Wladimir Putin nutzt das traditionelle Weltkriegsgedenken am 9. Mai, um den von ihm angeordneten Krieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus darzustellen.

© Maxim Shipenkov/POOL EPA/dpa

Der Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland liegt 79 Jahre zurück. Doch der russische Präsident Wladimir Putin nutzt das traditionelle Weltkriegsgedenken am 9. Mai, um den von ihm angeordneten Krieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus darzustellen.

Von Markus Brauer

Wladimir Putin wird am heutigen 7. Mai im Georgssaal des Moskauer Kremls den Amtseid ablegen. Es ist seine fünfte Amtszeit als Präsident der Russischen Föderation. Und während der ehemalige KGB-Agent das Nachbarland mit Krieg überzieht, wird am 8. Mai eines anderen Krieges gedacht, aus dem die damalige Sowjetunion unter Josef Stalin siegreich hervorging.

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Weil die nächtliche Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde nach Moskauer Zeit auf den 9. Mai fiel, wird in Russland traditionell an diesem Tag der Tag des Sieges begangen.

Russlands „heiligster Feiertag“

Für Russland ist dieser Tag der „heiligste Feiertag“, der „Tag des Sieges“ der Sowjetunion über Nazideutschland. Und er wird trotz der verheerenden russischen Verluste an Kriegsmaterial und Soldaten in der Ukraine „wie gewohnt“ über die Bühne gehen, vermeldet der Kreml.

Der neu ernannte Präsident Wladimir Putin wird wie jedes Jahr an diesem 79. Jahrestag eine Rede halten. Die Feier findet nach Angaben des Kremls „unter großen Sicherheitsvorkehrungen“ statt.

In Moskau hatten bereits am Sonntag (5. Mai) rund 9000 Soldaten für die Militärparade am Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am 9. Mai geprobt. Militärkräfte aus 70 verschiedenen Einheiten nehmen an der Parade in der russischen Hauptstadt teil.

Schatten über dem „Tag des Sieges“

Bei der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz werden Tausende Soldaten aufmarschieren. Die Atommacht wird Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge zur Schau.

Putin lässt anlässlich der Kriegsgedenken 2024 auch in der Ukraine erbeutete deutsche Panzer der Typen Marder und Leopard 2 in Moskau ausstellen.

Aber weil Russland einen brutalen Eroberungskrieg im Nachbarland führt, der Verwüstung über die Ukraine bringt und den Tod vieler eigener Soldaten fordert, fällt auch dieses Jahr wieder ein dunkler Schatten auf das propagandistische Großereignis.

Die Russen zeigen in Moskau NATO Gerät, das sie in der Ukraine erbeutet haben. Und sie bringen den BRD Schützenpanzer Marder mit einem Panzerjäger Marder aus dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Wegen Namen, wegen Deutsch, wegen ihrem WK2-Reenactment-Narrativ. pic.twitter.com/Xd38EbvP6e — SPARTANAT (@spartan_at) April 27, 2024

Wichtigster Feiertag des Jahres

Russland und die meisten anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion feiern das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa immer am 9. Mai – im Gegensatz zu den westlichen Alliierten, die den Sieg über Nazi-Deutschland schon einen Tag zuvor begehen.

Der „Tag des Sieges“ ist in der Russischen Föderation der wichtigste Feiertag des Jahres. Er ist auch in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Guernsey, Jersey, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Serbien und Belarus ein gesetzlicher Feiertag.

Die Ukraine gedenkt bereits am 8. Mai der Kriegsopfer.

9. Mai: Kapitulation der Wehrmacht

Der Feiertag wurde 1965 in der damaligen Sowjetunion eingeführt, um an den Tag des Sieges über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) und das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu erinnern.

Der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Befehlshaber der Wehrmacht unterzeichnete die Kapitulationsurkunde erst am 9. Mai kurz nach Mitternacht. Vorgesehen gewesen war die Zeremonie zwar für den 8. Mai, aber ein Streit über die russische Fassung des Vertrages verzögerte den Akt.

8. und 9. Mai 1945

Insgesamt bestätigten deutsche und alliierte Offiziere die bedingungslose Kapitulation Hitler-Deutschlands zweimal mit ihren Unterschriften: am 7. Mai im französischen Reims und in der Nacht zum 9. in Berlin-Karlshorst.

Der Beginn der Waffenruhe war bereits in Reims auf den 8. Mai um 23 Uhr festgelegt worden. In Moskau war es da schon 1 Uhr am 9. Mai. Der Westen feiert also die Waffenruhe, die Ex-Sowjetrepubliken feiern die Kapitulation.

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Erstellt:
7. Mai 2024, 08:30 Uhr
Aktualisiert:
9. Mai 2024, 10:42 Uhr

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