Welchen Namen bekommt die einstige Karl-Euerle-Halle?

Die Backnanger Stadträte einigen sich mit großer Mehrheit auf ein Verfahren zur Vergabe der Namenrechte der einstigen Karl-Euerle-Halle. Vier Firmen haben bereits Interesse angemeldet. Die Möglichkeit neuer Einnahmequellen ist für die Stadtverwaltung ein starkes Argument.

Die neue Halle scheint im August planmäßig fertig zu werden und könnte nach einer maximal dreimonatigen Probephase noch im November der Stadt übergeben werden. Geht alles glatt, steht bis dahin die Entscheidung über den künftigen Namen fest. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die neue Halle scheint im August planmäßig fertig zu werden und könnte nach einer maximal dreimonatigen Probephase noch im November der Stadt übergeben werden. Geht alles glatt, steht bis dahin die Entscheidung über den künftigen Namen fest. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Der Ersatzneubau der Schul- und Vereinssporthalle auf der Maubacher Höhe schreitet zügig voran und sorgt schon jetzt für Vorfreude bei den künftigen Nutzern, den Schulen, den Vereinen und der Sportstadt Backnang insgesamt. Doch so sehr das Großprojekt auch Gestalt annimmt, ist doch eine Frage bislang noch ungeklärt: Wie soll die neue Halle heißen? Oberbürgermeister Maximilian Friedrich betonte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, es sei von Anfang an klar gewesen, „dass der bisherige Name Karl-Euerle-Halle nicht zwingend erhalten bleiben muss, sondern dass nach 50 Jahren ein guter Zeitpunkt gekommen ist, um neue Akzente zu setzen“. Zumal Karl Euerle, der frühere Erste Bürgermeister der Stadt, weiterhin gewürdigt werde, da das Stadion auch in Zukunft seinen Namen tragen werde.

Grundsätzlich gibt es für den Namen der neuen Halle vier Varianten:

  • weiterhin Karl-Euerle-Halle
  • Benennung nach einer bedeutenden Persönlichkeit der Stadtgeschichte
  • Benennung nach der Lage wie etwa „Halle auf der Maubacher Höhe“
  • die Vergabe der Namensrechte an einen Sponsor

Die Verwaltung favorisierte früh die Vergabe der Namensrechte. Entscheidend hierfür sind laut Oberbürgermeister vor allem die zusätzlichen Einnahmen, die dem städtischen Haushalt guttun würden angesichts der mit 19,5 Millionen Euro höchsten Investition der vergangenen Jahrzehnte. Weil aber der Gemeinderat darüber zu entscheiden hat, wurden das Thema und die Idee einer Namensvergabe schon früh in die Gremien eingebracht und zuletzt im Verwaltungs- und Finanzausschuss nicht öffentlich vorberaten. In öffentlicher Sitzung stellte nun Erster Bürgermeister Stefan Setzer die Rahmenbedingungen und rechtlichen Anforderungen an eine Namensvergabe nochmals vor. Die Stadt hat bereits den Markt abgeklopft, ob überhaupt seitens lokaler und regionaler Unternehmen Interesse besteht. Und siehe da, von 15 angeschriebenen Firmen haben vier selbiges bekundet.

Kriterien für den Zuschlag sind der Preis, der Ortsbezug und das Nutzungskonzept

Das Verfahren gliedert sich in zwei Stufen. Die ersten Angebote würden von der Stadtverwaltung geprüft und bewertet werden. Anhand eines Rankings würde die Stadt dann eine bestimmte Anzahl an Bietern auffordern, ihr Angebot zu überarbeiten oder zu ergänzen. In der zweiten Verhandlungsrunde würde dann vom Gemeinderat der Zuschlag an den Bestbieter erfolgen. Kriterien für den Zuschlag sind der Preis, der Ortsbezug und das Konzept für die Nutzung der Namensrechte.

Rolf Hettich (CDU) vertrat die Ansicht, dass die meisten Backnanger Persönlichkeiten im Stadtbild bereits gewürdigt werden, etwa durch die Benennung von Straßen oder Plätzen. Zudem käme im Fall einer Sporthalle nur eine Berühmtheit aus dem Sport infrage, und da fiel dem Christdemokraten niemand ein. Die Benennung nach einer geografischen Lage lehnte Hettich ab, „Sporthalle auf der Maubacher Höhe“ oder „In den Büttenen“ klinge nicht attraktiv. Die Vergabe der Namensrechte hielt er für die beste Lösung. Viele Kommunen würden diese Möglichkeit nutzen. Diese Vergabe hätte nicht nur finanzielle Vorteile, sondern würde auch eine Wertschätzung den Unternehmen gegenüber bedeuten.

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Heinz Franke (SPD) spricht sich gegen eine solche Vergabe aus. Die Bedeutung dieser Halle sei so groß, dass die Stadt die Namensrechte nicht verkaufen sollte, egal ob für 75.000 Euro pro Jahr wie in der Vorlage als Richtwert angegeben oder für einen anderen Betrag. „Wir als Stadt Backnang sollten die Halle für unsere Außenwirkung optimal nutzen und das Namensrecht nicht an irgendeine Firma vergeben. Wir haben rund 20 Millionen Euro in dieses Aushängeschild investiert und die Firma bekommt für ein paar Tausend Euro die Rechte, damit Werbung zu machen.“

Kritisch sah die Vergabe auch Armin Dobler (SPD). Die Stadt könne in Zukunft stolz auf die neue Halle sein, erklärte er, „und dieser Stolz hat eine etwas weniger seelenlose Benennung verdient als die, die durch die Benennung nach einem Sponsor entsteht“. Als großer Fußballanhänger ärgere es ihn, wie allerorten die Namen der Stadien ständig wechseln. Konkret stichelte er gegen den Kickplatz im benachbarten Fautenhau, der erst seit 2011 existiert und schon Comtech- oder Mechatronik-Arena hieß und aktuell als Wir-machen-Druck-Arena geführt werde. „Ganz ehrlich, wer findet solche Namen wirklich richtig toll?“

Keine ständigen Namenswechsel wegen der Vertragslaufzeit von zehn Jahren

Des Weiteren wunderte sich Dobler, dass die Benennung nach Personen nur „post mortem“ möglich sein solle, also nur nach bereits verstorbenen Persönlichkeiten. Bei Unternehmen könnte es ebenso problematische Entwicklungen geben wie bei Menschen. Zudem gebe es aktuelle Beispiele wie das Jogi-Löw-Stadion in Schönau. Auch das Nördlinger Stadion war schon nach Gerd Müller benannt, als der Bomber der Nation sich noch seines Lebens erfreute. Dobler reizte OB Friedrich – dieser ist bekennender Bayern-München-Fan – mit der Idee „Ralf Rangnick“. Friedrich attestierte Dobler, es sei ein cleverer Schachzug, ihn auf der emotionalen Ebene anzusprechen. Aber er konterte mit der Überlegung, dass die Verbundenheit mit einem Verein nichts mit dem Namen des Stadion zu tun habe. So würden überzeugte VfB-Fans heute noch vom Neckarstadion sprechen. Und die ständigen Namenswechsel wären laut den Vergaberichtlinien ausgeschlossen, da die Vertragslaufzeiten zehn Jahre betragen würden.

Pia Täpsi-Kleinpeter (SPD) nannte die ständig wechselnden Firmennamen der Stadien ebenfalls „eine Unsitte“ und erinnerte daran, dass richtige Fußballfans heute noch vom Betzenberg oder vom Volkspark-Stadion sprechen würden. Trotzdem könnte sie den Vorschlag der Verwaltung mittragen, wenn der Preis stimme, „ich denke da an eine Million für fünf Jahre“. Gerhard Ketterer (CDU) verteufelte das Sponsoring ganz und gar nicht, „die Zeiten ändern sich“. Vor 50 Jahren seien Stadien nicht nach Sponsoren benannt worden, weil es eine solche Lösung damals nicht gab, „heute ist das anders“.

Ein konkreter Namensvorschlag kam von Volker Dyken (Backnanger Demokraten). Er monierte, „es ist wohl der allgemeine Zeitgeist, Sportstätten sponsern zu lassen, denn Geld haben oder nicht macht schon einen Unterschied. Dennoch wird hier die Chance vertan, einen über Jahrzehnte prägenden Namen zu implementieren und damit dem Sport ein Stück Identität zu geben.“ Er beantragte den Namen „Murrarena!“. Nur vier Räte stimmten für diesen Vorschlag. Die große Mehrheit war dafür, das Verfahren für die Vergabe der Namensrechte zu starten, nur Dyken, Dobler und Franke stimmten dagegen, vier Stadträte enthielten sich.

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Erstellt:
2. Mai 2024, 06:00 Uhr

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