Zecken haben jetzt wieder Hochsaison

2022 waren im Rems-Murr-Kreis mehr als 600 Versicherte wegen einer Lyme-Borreliose in Behandlung.

Zecken hängen sich an Wirbeltiere, um ihr Blut zu saugen. Foto: pixabay/E. Karits

Zecken hängen sich an Wirbeltiere, um ihr Blut zu saugen. Foto: pixabay/E. Karits

Rems-Murr. Durch die klimatische Erwärmung sind Zecken inzwischen mitunter auch in den Wintermonaten anzutreffen. Jetzt im Frühjahr sind sie besonders aktiv. Bei einem Aufenthalt im Freien ist daher Vorsicht geboten: Die wechselwarmen Spinnentiere können ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellen und Lyme-Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

Laut einer aktuellen Auswertung der Gesundheitskasse AOK befanden sich im Jahr 2022 im Rems-Murr-Kreis 616 Versicherte wegen einer Lyme-Borreliose in ärztlicher Behandlung. Lyme-Borreliose wird von Bakterien ausgelöst. Unbehandelt kann sie verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. „Meist tritt an der Einstichstelle eine juckende Rötung der Haut auf. Dabei handelt es sich um eine normale Reaktion auf den Zeckenstich, nicht um das Anzeichen einer Borreliose. Die sogenannte Wanderröte ist hingegen auf eine Borrelioseinfektion zurückzuführen. Sie tritt einige Tage, manchmal auch erst einige Wochen nach einem Zeckenstich auf“, erläutert Ralph Bier, Mediziner bei der AOK Baden-Württemberg. Diese deutliche ringförmige Hautrötung ist oft im Zentrum blasser als am Rand. Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen. In einigen Fällen erscheint nur eine unspezifische Hautrötung, die wandert. Tritt dies ein, sollte der Hausarzt zur Abklärung aufgesucht werden. „Die Wanderröte zeigt sich jedoch nicht bei allen Infizierten. Deshalb ist es wichtig, sich auch dann an einen Arzt zu wenden, wenn innerhalb von etwa sechs Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit auftreten“, erklärt Bier.

Borreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt und heilt meist komplett aus. Ohne Antibiotikabehandlung ist das Risiko für einen schweren Verlauf erhöht. Dann kann es in der Folge zu einer Neuroborreliose mit Lähmungserscheinungen, Nervenentzündungen oder einer Gehirnhautentzündung kommen. Selten entwickelt sich nach einer unbehandelten Borreliose auch eine Lyme-Arthritis mit Entzündungen und Schwellungen der Gelenke. Beide Erkrankungen können mit Antibiotika behandelt werden und bleiben meist ohne Spätfolgen.

Kommt es zu einer Infektion mit dem FSME-Virus, können rund ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber oder Kopfschmerzen auftreten. Bei einer Mehrzahl der Betroffenen heilt die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ohne Folgen aus. Ist aber das zentrale Nervensystem oder das Rückenmark betroffen, kann dies zu bleibenden Schäden führen. Eine antivirale Therapie steht bei einer Infektion mit FSME nicht zur Verfügung. Es können lediglich die Symptome behandelt werden. Anders als gegen Borreliosebakterien gibt es gegen die FSME-Viren jedoch eine Impfung. Sie wird vor allem Menschen in Risikogebieten empfohlen, die sich viel im Freien aufhalten. Der Rems-Murr-Kreis zählt zu den FSME-Risikogebieten.

Um Zeckenstiche möglichst zu vermeiden, gelten folgende Tipps: Bei Aufenthalten auf Wiesen, im Wald sowie in Grünanlagen helfen geschlossene Schuhe, lange Hosen und Kleidung mit langen Ärmeln. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Hosenbeine in die Socken zu stecken. Wer helle Klamotten trägt, findet Zecken anschließend leichter. Zeckensprays bringen nur für wenige Stunden einen gewissen Schutz; dabei sollten auch die Haaransätze eingesprüht werden.

Ganz wichtig sind zudem die üblichen Vorsichtsmaßnahmen: Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Das gilt ganz besonders auch für Kinder, die im Freien gespielt haben. Zecken bevorzugen Stichstellen wie zum Beispiel den Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen. Auch auf der Haut unter dem Hosenbund sind sie häufiger zu finden. Hat eine Zecke gestochen, sollte sie so schnell wie möglich mit einer Zeckenpinzette oder Zeckenkarte entfernt und die Wunde sorgfältig desinfiziert werden. Die Zecke dabei nicht drehen und auf keinen Fall mit Öl oder Klebstoff beträufeln, da das dazu führen kann, dass sie mögliche Krankheitserreger abgibt. pm

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Erstellt:
23. April 2024, 06:00 Uhr

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