Zu hohe Geschwindigkeit ist und bleibt Hauptursache

Die Unfallstatistik für das Jahr 2023 bestätigt im Wesentlichen bereits bekannte Trends der Vorjahre.

Ein 18-jähriger BMW-Fahrer verliert im September in Winnenden aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug. Archivbild: 7aktuell.de/Kevin Lermer

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Ein 18-jähriger BMW-Fahrer verliert im September in Winnenden aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug. Archivbild: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Von Kai Wieland

Rems-Murr. Die positive Nachricht vorweg: Die seit 2019 vergleichsweise niedrigen Zahlen von tödlichen Unfällen haben sich auch im Jahr 2023 fortgesetzt, wie Wolfgang Daub, leitender Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Aalen, hervorhebt. Nichtsdestotrotz waren auch im Rems-Murr-Kreis in diesem Zeitraum wieder acht tödliche Unfälle zu beklagen. „Die Hauptursache ist, wie wir es schon aus den Vorjahren kennen, die Geschwindigkeit“, so Daub. Erst danach folgen mit deutlichem Abstand die Missachtung der Vorfahrt, der Abstandsregelungen oder unangemessenes Überholen. Die Ablenkung des Fahrers durch das Handy sei dabei oft Mitursache.

Die Zahl der Motorradunfälle ist im Rems-Murr-Kreis, anders als im Ostalbkreis und im Kreis Schwäbisch Hall, leicht auf 203 gestiegen, einer davon endete tödlich. Rund 60 Prozent der Unfälle werden dabei von den Motorradfahrern selbst verursacht.


Das Tragen eines Helms ist sehr wichtig

Genau wie Motorradfahrer sind auch Fahrrad- und Pedelecfahrer im Falle eines Sturzes oder einer Kollision massiv verletzungsgefährdet – ob es in der Folge zu einer leichten oder einer schweren Verletzung kommt, ist stark zufallsabhängig. Aus diesem Grund wirbt Daub nachdrücklich für das Tragen eines Helms, auch wenn es nicht rechtlich vorgeschrieben sei: „Bei den Pedelec-Unfällen betrug die Helmtragequote 57 Prozent. Das ist besser als in den Vorjahren, aber immer noch viel zu wenig.

Obwohl deutlich mehr Fahrrad gefahren wird als noch 2014, ist das Unfallniveau im Rems-Murr-Kreis mit 262 Vorfällen im Jahr 2023 (2014: 267 Unfälle) fast gleich geblieben. Deutlich gestiegen ist allerdings die Zahl der Pedelec-Unfälle von 15 im Jahr 2014 auf 180 im vergangenen Jahr. „Die wachsende Zahl von Pedelecs spiegelt sich in der Statistik“, sagt Daub. Das Polizeipräsidium Aalen verzeichnet im Jahr 2023 insgesamt 89 schwer verletzte Pedelec-Fahrer und 292 leicht verletzte, auch hier erwies sich die Geschwindigkeit als Hauptursache,

Sechs Kinder schwer verletzt

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Ein positives Fazit zieht Daub bei den Unfällen mit Kindern. Hier wurden im vergangenen Jahr im Rems-Murr-Kreis zwar 65 Unfälle dokumentiert, jedoch wurde dabei glücklicherweise kein Kind getötet. Sechs Kinder wurden schwer verletzt. Bedenklich erscheint dem Polizeibeamten insbesondere, dass mehr als die Hälfte der Fälle nicht von den Kindern, sondern von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht wurden, weswegen er zu mehr Rücksichtnahme mahnt.

Während viele Unfälle im Kreis auf das Fahren mit nicht angepasster Geschwindigkeit zurückzuführen sind, stellen Unfälle mit Senioren eine Ausnahme davon dar. „Die Mobilität im Alter nimmt zu“, sagt Daub, und so ist es wenig überraschend, dass auch die Zahl solcher Unfälle im Kreis mit 1121 einen neuen Höchststand erreicht. In rund 65 Prozent der Fälle seien die Senioren selbst die Verursacher, allerdings nicht aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitungen, sondern vor allem wegen missachteten Vorfahrtsregeln oder dem Nichteinhalten von Abständen.

Fahren mit Alkohol und Cannabis

1480 Alkoholfahrten stellten Beamte des Polizeipräsidiums Aalen im Jahr 2023 im Rahmen der allgemeinen Verkehrsüberwachung fest, außerdem 673 Drogenfahrten, bei denen es sich überwiegend um Cannabis handelte. Wie sich die Cannabis-Legalisierung auf die Verkehrsüberwachung und die Unfallzahlen auswirken wird, bleibt indessen abzuwarten.

Im Jahr 2023 wurden bei 227 Kontrollen außerdem 3412 Fahrräder und Pedelecs überprüft und dabei 717 Verstöße festgestellt. Diese betreffen allerdings nicht immer die Zweiräder selbst, wie Daub zu verstehen gibt. „Dabei werden auch Pkw erfasst, die auf Radwegen parken oder beim Überholen den Abstand zu Radfahrern nicht einhalten.“ Zukünftig sollen solche Kontrollen nicht mehr nur im Frühjahr, sondern ganzjährig stattfinden, da die Zweiräder vermehrt auch im Winter als Verkehrsmittel genutzt werden.

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Erstellt:
25. April 2024, 06:00 Uhr

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