Zwischenstopp in der Schweiz

Jovan Milosevic (18) soll in der kommenden Transferperiode nicht verkauft werden und bestenfalls künftig zum Faktor beim VfB werden. Was zeichnet den Stuttgarter Leihspieler aus, der derzeit beim FC St. Gallen Spielpraxis sammelt? Und wo ist noch Luft nach oben?

Jovan Milosevic kämpft im grünen Dress des FC St. Gallen gegen Nikola Katic vom FC Zürich. 
         
         Foto: imago/Pius Koller

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Jovan Milosevic kämpft im grünen Dress des FC St. Gallen gegen Nikola Katic vom FC Zürich. Foto: imago/Pius Koller

Von David Scheu

Stuttgart - Jovan Milosevic hat sich zurückgearbeitet. Nach einer mehrwöchigen, lästigen Zwangspause wegen eines Bänderrisses stand der Stürmer im April für den FC St. Gallen wieder in jedem Pflichtspiel auf dem Platz – ein Tor und eine Vorlage kamen als persönliche Erfolgserlebnisse obendrauf. Fünf Partien warten noch auf den Tabellenvierten der Schweizer Super League. Wie es danach für den jungen Serben weitergeht? Offen.

Bis zum 30. Juni ist Milosevic vom VfB Stuttgart nach St. Gallen verliehen – und könnte in der Vorbereitung in Bad Cannstatt ab Juli die Chance bekommen, für einen Kaderplatz in der kommenden Saison vorzuspielen. Sollte es nicht ganz reichen, stellt aber auch eine erneute Leihe ein mögliches Szenario dar, um weiter Spielpraxis zu sammeln und an Reife zu gewinnen.

In einer Hinsicht aber sind die Weichen schon gestellt: Ein Verkauf des 18-Jährigen in diesem Sommer steht nach Informationen unserer Redaktion nicht zur Debatte – sofern kein exorbitantes Gebot eingeht, was sich nicht abzeichnet. Der VfB-Entschluss mag auf den ersten Blick überraschen bei einem Profi, den man erst im Winter wegen zu wenig Einsatzzeit verliehen hat. Aber: Zum einen belastet Milosevic das Gehaltsgefüge nicht über die Maßen, zum anderen steht er noch ganz am Anfang – weshalb sich die Stuttgarter seine weitere Entwicklung gut und gerne noch ein Jahr anschauen können. Womöglich auch zwei Jahre.

Schon bei seiner Verpflichtung von FK Novi Sad im Vorjahr galt der 1,92 Meter große Angreifer eher als Zukunftsinvestition (Vertrag bis 2027) denn als Soforthilfe. Über vielversprechende Anlagen verfügt der Torschützenkönig der U-17-EM von 2022 jedenfalls.

Das bestätigt auch Milosevics derzeitiger Trainer in St. Gallen. „Er hat einen guten Abschluss, bringt aber auch Spielintelligenz und Spielwitz mit“, sagt Peter Zeidler. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass der Youngster noch mitten im Entwicklungsprozess steckt. „Athletisch muss er noch zulegen“, sagt auch Zeidler, der aber gute Voraussetzungen sieht: „Er ist sehr lernbereit und ein aufgeweckter Junge, der auf die Mitspieler zugeht und Kontakt sucht.“

Wie aus der Schweiz zu hören ist, hätte man dort nichts gegen eine Verlängerung der Leihe einzuwenden. Die könnte auch deshalb zum Thema werden, da Milosevic als Nicht-EU-Bürger keine Spielerlaubnis für den VfB II in der Regionalliga besitzt. Bei den Profis wiederum wäre fraglich, ob er die nötige Spielpraxis bei einem potenziellen Champions-League-Teilnehmer erhalten würde – was im Übrigen für alle insgesamt acht derzeit verliehenen Profis des VfB gilt.

In der ersten Hälfte der laufenden Saison hat Milosevic mit eben jenem Konkurrenzkampf beim VfB so seine Erfahrungen gemacht, es blieb bei fünf Kurzeinsätzen nach Einwechslungen. Im Januar erlebte er dabei beim VfL Bochum (0:1) den besonders frustrierenden Moment, dass er trotz Rückstands 90 Minuten auf der Bank ausharrte und stattdessen Verteidiger Dan-Axel Zagadou in der Schlussphase in den Sturm beordert wurde. Wegen dessen Körperlichkeit, wie Trainer Sebastian Hoeneß damals erklärte. Milosevic habe nach einem unbekümmerten Start im Sommer beim VfB „eine Phase gehabt, in der er zu kämpfen hatte mit der erhöhten Belastung und dem erhöhten Niveau. So sind die Verläufe bei jungen Spielern.“ Wenige Wochen später machten die Verantwortlichen das Leihgeschäft mit dem FC St. Gallen bis Saisonende fix.

Dort steht nun im Saisonfinale der Kampf um Platz vier an, der zur Teilnahme an der Qualifikation für die Conference League berechtigen würde und den der FC St. Gallen derzeit mit einem Punkt Vorsprung auf den FC Winterthur inne hat. Hoeneß verfolgt die Entwicklung genau, wie bei allen verliehenen VfB-Profis: „Wir sind am Sprechen, wie die Zukunft aussehen kann“, so der Stuttgarter Cheftrainer, „intern, aber auch im Austausch mit den Jungs.“ Trotz aller Fragezeichen im Hier und Jetzt: Langfristig, so viel steht fest, ist die Türe in Stuttgart für Milosevic nicht geschlossen.

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Erstellt:
29. April 2024, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
30. April 2024, 21:57 Uhr

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