SG Sonnenhof Großaspach: „Jeder hat die Sucht, zu null zu spielen“

Von Lars Laucke

Mit nur 24 Gegentoren in 28 Spielen und 13 Partien zu null ist die SG Sonnenhof Großaspach die Mannschaft mit der stabilsten Defensive der Fußball-Oberliga. Einen wichtigen Anteil daran hat natürlich auch Torhüter Maximilian Reule. Auf die Frage, ob er sich selbst denn als besten Schlussmann der Liga betrachtet, denkt er zunächst ein paar Sekunden nach und antwortet dann ein wenig diplomatisch: „Wenn man meine Vita und meine Erfahrung sowie die Leistungen der vergangenen drei Jahre anschaut, dann denke ich schon, dass ich einer der besten Keeper der Liga bin, wenn nicht der beste.“

In seiner erwähnte Vita stehen immerhin 41 Drittligaspiele, 47 in der Regional- und 111 in der Oberliga. In mehr als einem Drittel der Oberligapartien hielt Reule seinen Kasten sauber, in dieser Saison ist es fast die Hälfte. Von den wenigen Gegentoren der aktuellen Runde wurmt ihn eines am meisten: das 1:2 in Hollenbach. Zum einen natürlich, weil der Treffer ziemlich eindeutig mit der Hand erzielt wurde. „Zum anderen aber auch, weil ich die Flanke ja erst noch zum Hollenbacher Stürmer abgewehrt habe. Wäre ich nicht rangegangen, wäre der Ball vermutlich ins Aus gegangen.“ Reule gibt also nicht nur dem Schiedsrichter die Schuld, der das Handspiel übersehen hat, sondern eben auch sich selbst.

Doch für die wenigen Gegentore ist natürlich nicht nur der 30-jährige Keeper der Aspacher verantwortlich. „Uns macht der Zusammenhalt stark. Jeder wirft sich in jeden Ball rein, jeder hat diese Sucht, auch noch ein 14. und 15. und 16. Spiel zu null zu absolvieren. Und auch das Familiäre bei der SG spielt eine große Rolle. Wir sind einfach ein super Team geworden.“ Und wenn es nach der alten Binsenweisheit geht, dass die Offensive Spiele gewinnt, die Defensive aber Titel, dann könnte dies am Saisonende den Ausschlag für den Aufstieg geben.

Sollte es mit dem Sprung in die Regionalliga auch dieses Jahr nicht klappen, dann wird Maximilian Reule aber höchstwahrscheinlich auch nächste Saison noch im Sonnenhof-Tor stehen. Denn sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2025 – „für beide Ligen“, wie er selbst betont. „Ich bin mit der SG abgestiegen und jetzt will ich alles dafür geben, mit der SG wieder aufzusteigen. Ich habe hier den Verein gefunden, in dem ich mich wohlfühle.“ Das belegen auch die Zahlen: Reule hat mittlerweile mehr Pflichtspiele für die SG Sonnenhof Großaspach absolviert als für alle seinen anderen Vereine zusammen – bis zum Ende der Saison werden es höchstwahrscheinlich mehr als 150 sein. „Mein Vater hat mal gesagt, dass die ersten sieben Jahre im Profifußball schlecht sind, die zweiten sieben Jahre gut. Und ich denke, dass ich da jetzt mittendrin bin“, sagt Reule, dem aber auch nichts Schlechtes über seine anderen Stationen wie den Chemnitzer FC, Wehen Wiesbaden oder den SSV Ulm über die Lippen kommt. „Ich bin überall gut aufgenommen worden, hatte aber auch immer brutal starke Konkurrenten, die keine Fehler gemacht haben. Und dann sitzt man eben viel auf der Bank.“

Gegen seinen Ex-Club aus Ulm spielt Reule mit der SG am kommenden Mittwoch im Halbfinale des WFV-Pokals. „Natürlich schiele ich da schon mit einem Auge drauf. Ulm ist die Mannschaft der Stunde in der Dritten Liga. Ich habe noch immer regelmäßig Kontakt zu einigen meiner früheren Mitspieler dort. Und die freuen sich auch schon auf das Spiel. Für uns ist das ein Highlight – und die Chance, etwas Großes zu erreichen. Das Pokalfinale im eigenen Stadion wäre natürlich super.“

Doch erst einmal gilt die Konzentration dem Auswärtsspiel in der Oberliga am Freitagabend (18.15 Uhr) beim FC Denzlingen. Der ist zwar nur Tabellenvorletzter, doch Reule warnt: „In dieser Liga musst du immer wachsam sein, gegen jede Mannschaft. Es kann sein, dass du als Torhüter 80 Minuten keinen Ball siehst, und in der 81. stehen die plötzlich vor deiner Hütte. Wir werden vermutlich viel Ballbesitz haben. Die Kunst ist es dann, die Ruhe zu bewahren, wenn die ersten Chancen noch nicht drin sind.“ Der Job von Maximilian Reule ist es, hinten für die nötige Stabilität zu sorgen. „Wenn bei mir die Null steht, dann können wir das Spiel zumindest mal nicht verlieren.“ Und fürs Toreschießen sind bei der SG Sonnenhof Großaspach andere zuständig.