Backnang-Kärtle für alle Mitarbeiter der Stadt

Die Stadt Backnang setzt bei der Mitarbeitergewinnung auf weiche Arbeitgeberfaktoren. Der Zuschuss für jeden Beschäftigten beträgt 25 Euro pro Monat und kostet die Stadt pro Jahr 270000 Euro. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss empfiehlt dem Gemeinderat die Zustimmung.

Noch sind es erst drei Betriebe, die ihre Mitarbeiter mit dem Backnang-Kärtle beglücken. Doch die Zahl soll deutlich steigen. Foto: Stephan Haase

© Stephan Haase

Noch sind es erst drei Betriebe, die ihre Mitarbeiter mit dem Backnang-Kärtle beglücken. Doch die Zahl soll deutlich steigen. Foto: Stephan Haase

Von Matthias Nothstein

Backnang. Gute Mitarbeiter sind heiß begehrt. Arbeitgeber sind daher bereit, ihren Angestellten nicht nur ein gutes Gehalt zu zahlen, sondern ihnen auch sonst allerlei Wohltaten zukommen zu lassen. Zuschüsse zum Essen und für Sport- und Fitnessangebote sowie Vergünstigungen für Kultur- und Bäderbetriebe sind einige solcher Beispiele. Die Stadt Backnang lässt sich da nicht lumpen, zumal sie im Speckgürtel von Stuttgart sehr in Konkurrenz mit der Attraktivität der dortigen Arbeitgeber steht. Deshalb hat die Verwaltung beschlossen, dass ab 1. September alle 800 Mitarbeiter zur Unterstützung des eingeführten Backnang-Kärtles für Arbeitgeber einen monatlichen Zuschuss von 25 Euro als steuerfreien Sachbezug erhalten. Zudem haben alle Mitarbeiter ab September die Möglichkeit, die digitalen Angebote in der Stadtbücherei kostenfrei auszuleihen und zu nutzen.

Die Attraktivität der Einkaufsstadt Backnang wird gefördert und erhalten

Die Stadtverwaltung schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie stärkt mit dem Zuckerle nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern sie fördert auch „den eigenen Standort“, indem sie Backnang als Einkaufsstadt unterstützt. Hauptamtsleiterin Hannah Ringle erklärte in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses: „Dadurch, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung das Backnang-Kärtle des Stadtmarketingvereins nutzen, helfen sie, die Attraktivität der Einkaufsstadt Backnang zu fördern und zu erhalten.“ Die Gesamtkosten für die Stadt belaufen sich auf 270000 Euro im Jahr. Es ist nicht möglich, die Beträge in bar umzutauschen oder sich Restbeträge auszahlen zu lassen. Andererseits müssen die Beträge nicht monatlich verbraucht werden. Vielmehr können sie angespart und für größere Anschaffungen eingesetzt werden.

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Oberbürgermeister Maximilian Friedrich sprach von einer Win-win-Situation, da das Geld zweckgebunden den Fachgeschäften in der Innenstadt zugutekommt und das Angebot die Stadt als Arbeitgeber stärkt. Friedrich: „Wir verbinden das Nützliche mit dem Sinnvollen.“ Er kündigte ferner an, die Neuerung auch in künftigen Stellenanzeigen zu erwähnen. Auch erinnerte er an die Mitarbeiterbefragung, bei der solche Vergünstigungen immer wieder gewünscht worden sind. Dass dies nun umgesetzt werde, verdeutliche, dass die Befragung „kein Papiertiger war“.

Bislang vergeben erst drei Betriebe das Backnang-Kärtle an ihre Mitarbeiter

Mit der Entscheidung für das Backnang-Kärtle übernimmt die Stadt eine Vorreiterrolle, erklärte Jennifer Studzinski von der Stadtmarketing-Geschäftsstelle gestern. Bislang haben nur zwei andere Firmen diese Möglichkeit der Mitarbeiterbindung gewählt. Allerdings erklärte Studzinski ebenfalls, dass der Stadtmarketingverein aktuell auf viele Firmen zugeht. „Es laufen verschiedene Gespräche, auch im Zusammenhang mit der Wirtschaftsförderung.“ Die Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses haben einstimmig die Empfehlung ausgesprochen, der Gemeinderat möge die Einführung des Backnang-Kärtles für alle Mitarbeiter absegnen.

Das Backnang-Kärtle kann in 50 verschiedenen Geschäften oder Betrieben eingesetzt werden

Nutzung Das Backnanger Jobkärtle ist in über 50 Betrieben aus der Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebranche einlösbar und lässt dadurch keine Wünsche offen.

Emotionen Das Backnang-Kärtle ist mehr als nur eine reine Gehaltserhöhung, sondern spricht die emotionale Ebene an. Gehaltserhöhungen, die aufs Konto überwiesen werden, gehen häufig unter oder werden für notwendige Ausgaben eingesetzt. Mit dem Kärtle erfüllen sich Mitarbeiter eher Wünsche und verbinden den Einkauf dann positiv mit ihrem Betrieb. Das fördert die Wertschätzung und die Identifizierung mit dem Unternehmen und stärkt langfristig die Bindung zwischen Unternehmen und Mitarbeiter.

Steuerfrei Ein steuerfreier Sachbezug ist für den Arbeitgeber bei gleicher Nettozahlung an den Arbeitnehmer deutlich günstiger als eine Gehaltserhöhung. Steuern und Sozialabgaben, die bei einer Gehaltserhöhung für das Unternehmen anstehen würden, fallen hier komplett weg. Es kommt lediglich eine Ladegebühr hinzu.

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Erstellt:
18. April 2024, 06:00 Uhr

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