Das denken die Bürger über Backnang

Kommunalwahl 2024 Zum zweiten Mal hat unsere Zeitung eine repräsentative Umfrage durchführen lassen. Fast 1100 Menschen haben mitgemacht. Die Ergebnisse zeigen: Die Verkehrssituation und die Entwicklung der Innenstadt machen den Befragten die größten Sorgen.

Das denken die Bürger über Backnang

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die Stadt Backnang hat eine Menge zu bieten, allerdings läuft hier längst nicht alles rund. So lassen sich die Ergebnisse des zweiten BKZ-Bürgerbarometers in einem Satz zusammenfassen. Wie vor fünf Jahren hat unsere Zeitung vor der Gemeinderatswahl am 9. Juni eine repräsentative Umfrage bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in Ludwigsburg in Auftrag gegeben.

Die Resonanz war dabei noch einmal deutlich höher als 2019. Damals hatten sich rund 600 Personen beteiligt, diesmal waren es genau 1097. Davon wohnen rund 80 Prozent in Backnang, der Rest stammt aus einer Umlandgemeinde, ist aber regelmäßig in der Großen Kreisstadt unterwegs.

Das Gesamturteil der Befragten fällt überwiegend positiv aus: 57,7 Prozent finden Backnang sehr attraktiv oder attraktiv. Besonders gelobt wird vor allem die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern, aber auch die Nähe zur Natur. „Backnang ist eine wunderbare Mischung aus städtischen Bereichen und ländlichen Gebieten“, hat eine Teilnehmerin auf die Frage geantwortet, was ihr an der Stadt am besten gefällt. Aber auch die kurzen Wege, die Einkaufsmöglichkeiten und das kulturelle Angebot bekommen viel Lob. „Backnang hat eine gute Größe, es gibt im Prinzip alles, was man braucht“, schreibt ein anderer Teilnehmer.

Das denken die Bürger über Backnang

Allerdings ist der Anteil der Menschen, denen Backnang weniger gut gefällt, seit 2019 deutlich gestiegen. Während damals nur 16 Prozent die Stadt als weniger attraktiv bezeichneten, waren es diesmal 34,5 Prozent. Die Zahl der Menschen, die Backnang unattraktiv findet, hat sich sogar mehr als verfünffacht, von 1,4 auf 7,8 Prozent.

Weitere Themen

Auf der Suche nach Gründen für die schwindende Attraktivität der Stadt lohnt es sich, die Antworten auf die Frage „Was stört Sie in Backnang am meisten?“ genauer anzuschauen. Meistgenannte Kritikpunkte sind hier wie schon 2019 der viele Autoverkehr und die Staus im Berufsverkehr. Jeder vierte Teilnehmer der Umfrage (25,2 Prozent) sieht darin das größte Manko. Ebenfalls häufig genannt wurden fehlende Parkmöglichkeiten (12,6 Prozent) sowie Schmutz und Vermüllung (10,6 Prozent).

Um ein noch differenzierteres Bild zu bekommen, haben wir die Teilnehmer der Umfrage gebeten, acht verschiedene Aspekte mit Schulnoten zu bewerten. Hier bestätigt sich erneut, dass der Verkehr als großes Problem angesehen wird. Nur 14 Prozent bewerten die Verkehrssituation in Backnang mit den Noten sehr gut oder gut, fast die Hälfte der Befragten vergibt die Noten vier oder fünf. Im Durchschnitt ergibt das eine 3,6 – die schlechteste Note aller acht Bereiche. Kaum besser fallen die Bewertungen für das Wohnungsangebot (3,4), für den öffentlichen Nahverkehr (3,2) und für die Integration von Ausländern (3,2) aus. Die beste Note im städtischen Zeugnis ist eine 2,7 für die Familienfreundlichkeit. Auch hier hat sich Backnang im Vergleich zu 2019 allerdings verschlechtert, wie in nahezu allen anderen Themenfeldern.

Das denken die Bürger über Backnang

Bei diesem allenfalls mittelmäßigen Zeugnis stellt sich auch im Hinblick auf die bevorstehende Gemeinderatswahl die Frage, wo die Bürgerinnen und Bürger den größten Handlungsbedarf sehen. Deshalb haben wir sie zu jedem der acht Themengebiete auch gefragt, wie wichtig für sie Verbesserungen in diesem Bereich sind. Interessanterweise steht die Verkehrssituation hier nur auf dem zweiten Platz. Noch wichtiger ist aus Sicht der Befragten eine Belebung der Innenstadt: 57,6 Prozent halten dies für sehr wichtig, weitere 34,3 Prozent für wichtig. Offenbar haben viele Backnangerinnen und Backnanger das Gefühl, dass das Angebot im Stadtzentrum in den vergangenen Jahren schlechter geworden ist. Das zeigt die Durchschnittsnote 2,8 für die Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten – 2019 lag sie noch bei 2,5. Auch die Antworten auf die Frage nach den größten Kritikpunkten deuten in diese Richtung. Viele der Befragten klagen unter anderem über eine „tote Innenstadt“, zu wenige attraktive Läden und zu viele Leerstände.

Hohe Priorität hat aus Bürgersicht neben Innenstadtentwicklung und Verkehr auch die Bekämpfung der Kriminalität. 80 Prozent halten dieses Thema für sehr wichtig oder wichtig. Die Note für die Sicherheitslage in der Stadt hat sich seit 2019 von 2,6 auf 2,9 verschlechtert. Weniger wichtig ist den Befragten hingegen, dass sich die Stadt für den Klimaschutz engagiert. Nur knapp 66 Prozent halten dieses Thema für sehr wichtig oder wichtig, für ein Drittel der Befragten hat es – zumindest auf kommunalpolitischer Ebene – keine Priorität.

Sonderseiten Unsere Zeitung wird die Ergebnisse des 2. BKZ-Bürgerbarometers in den kommenden Wochen ausführlich vorstellen. Geplant sind mehrere Sonderseiten mit verschiedenen Themenschwerpunkten.

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Erstellt:
27. April 2024, 06:00 Uhr

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