Feinschliff für das Torwartjuwel

Dennis Seimen gilt als VfB-Torhüter der Zukunft und soll bald den nächsten Schritt machen. Der könnte ihn weg aus Stuttgart führen.

Dennis Seimen spielt seit 2015 beim VfB.
         
          Foto: Baumann

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Dennis Seimen spielt seit 2015 beim VfB. Foto: Baumann

Von David Scheu

Stuttgart - Wie bedeutend die Torhüterposition ist, erlebt der VfB Stuttgart in dieser Saison besonders eindrücklich. Alexander Nübel pariert, dirigiert, verteilt die Bälle im Spielaufbau – und stabilisiert so den gesamten Defensivverbund des Fußball-Bundesligisten. Ewig wird er das aber nicht mehr tun: Bis Sommer 2026 noch ist Nübel (27) vom FC Bayern München ausgeliehen, der ihn im Fall eines Karriereendes von Manuel Neuer (38) schon 2025 zurückholen kann. Die Torwart-Thematik bleibt also auf dem Tisch beim VfB, der dabei auf einer wichtigen Grundlage aufbauen kann: Der designierte Nübel-Nachfolger steht schon unter Vertrag. Sein Name: Dennis Seimen.

An den Fähigkeiten des 1,92 Meter großen Ausnahmetalents zweifelt in Bad Cannstatt niemand, auch Cheftrainer Sebastian Hoeneß nicht. Der hat den 18-jährigen Heilbronner schon mehrfach als zweiten Torhüter in den Kader genommen, unter anderem in den wichtigen Relegationsspielen gegen den Hamburger SV 2023 hätte Seimen im Fall der Fälle ranmüssen. Seit dieser Saison trainiert das Eigengewächs fest bei der Bundesliga-Mannschaft und soll zum künftigen Stammkeeper aufgebaut werden.

Nur: Ein Profispiel hat Seimen noch nicht absolviert. Bislang stehen für ihn 19 Einsätze für den VfB II in der viertklassigen Regionalliga zu Buche – was natürlich in so jungen Jahren eine gute Referenz ist, zugleich aber auch ein gutes Stück entfernt von den Härten der ersten Liga. In puncto Niveau, aber auch mit Blick auf die Kulisse. 5600 Zuschauer bei den Kickers Offenbach waren bislang für Seimen das Maximum, ansonsten lag die Zahl bei VfB-II-Spielen nie bei mehr als 2000. Heißt in Summe: Im Hier und Heute wäre Bundesliga-Fußball für den Youngster ein Kaltstart nicht ohne Risiko.

Um das zu minimieren, soll Seimen kommende Saison den nächsten Schritt gehen und sich auf Profiniveau beweisen. Mindestens in der dritten Liga also, hier herrscht Einigkeit zwischen Verein und Spieler. Bislang war ein Leihgeschäft für ein Jahr die präferierte Option – zuletzt hat sich aber eine Tür aufgetan, die fast schon geschlossen war. Der VfB II spielt nach zehn Punkten aus den jüngsten vier Spielen in der Regionalliga auf einmal wieder um den Aufstieg in die dritte Liga mit: Auf Rang drei hat das Team von Trainer Markus Fiedler zwei Punkte Rückstand auf die TSG Hoffenheim II und vier Zähler auf die Stuttgarter Kickers – gegen beide Teams steht an den verbleibenden vier Spieltagen noch das direkte Duell an, der Meister steigt direkt auf.

Sollte dem VfB II das gelingen, würden die Stuttgarter eine Drittliga-Saison beim eigenen Unterbau nach Informationen unserer Redaktion als geeignetes Sprungbrett für Seimen ansehen – und zumindest nicht mehr proaktiv nach anderen Optionen Ausschau halten. Bleibt es aber bei der Regionalliga, stehen die Zeichen auf Leihe.

Mögliche Ziele gibt es viele, die zweite und dritte Liga in Deutschland sind ebenso Optionen wie das Ausland. Die Suche aber könnte knifflig werden nach einem Club, der im Haifischbecken Profifußball auf einen hochveranlagten 18-Jährigen setzt und ihm auch die üblichen Schwankungen im Entwicklungsprozess gestattet. Bei Seimens bisherigen Auftritten für den VfB II mischten sich zuletzt starke Aktionen (gehaltener Handelfmeter beim 2:1 gegen den KSV Hessen Kassel) mit unglücklichen (Missverständnis vor dem Gegentor zum 1:1 gegen Mainz 05 II).

Fest steht: Regelmäßige Spielpraxis müsste weitgehend gesichert sein, um Sinn und Zweck der Aktion nicht völlig zu unterlaufen. Denn die Seimen-Leihe wäre nicht eine unter vielen, sondern würde dem Aufbau der potenziell künftigen Nummer eins im Tor des VfB Stuttgart dienen.

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Erstellt:
24. April 2024, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
25. April 2024, 21:45 Uhr

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