Nachruf: Original mit viel Herz und Humor

Von Iris Frey

Stuttgart - Am 2. April ist der beliebte Cannstatter Wilhelm Bauer nach schwerer Krankheit gestorben. Er hat trotz Höhen und Tiefen im Stadtbezirk und darüber hinaus sehr viel bewirkt. Das weiß auch seine Ehefrau Monika. „Er war bis zum Schluss ein positiver Mensch“, sagt sie. Das würden ihr jetzt auch viele in den Kondolenzbriefen schreiben. Die Familie hat ihn bis zum Schluss begleitet. „Er war nur kurz im Krankenhaus und ist friedlich eingeschlafen“, sagt Monika Bauer.

37 Jahre lang haben die Bauers den Besen „Beim Boskoop“ in Bad Cannstatt betrieben. Es war ein beliebter Treff für Alt und Jung. Den Familienbetrieb hat Wilhelm Bauer all die Jahrzehnte mit Leib und Seele geleitet. Und nicht nur da war Wilhelm Bauer aktiv, der als junger Lehrling im Obst- und Weinbau schon wusste, dass er einmal seine Produkte selbst veredeln, verkaufen und direkt an den Endverbraucher bringen will. Mit 18 Jahren hat er den Familienbetrieb übernommen und ganz auf Wein umgestellt. Mit Besenwirtschaft und Hofladen gab es stets viel zu tun. 2011 gab er die Obstanlage ab und kündigte 2012 die Weinpachtflächen. Im März 2013 hatte Boskoops Besen zum letzten Mal geöffnet. Zum Bedauern vieler Gäste. Bauer blieb sehr rührig: 30 Jahre lang war der Obst- und Weinbauer auf dem Stuttgarter Weindorf vertreten und viele Jahre beim Weinblütenfest.

Der Besenwirt war Mitbegründer der Cannstatter Mundarttage, die es seit mittlerweile 20 Jahren gibt. Bauer managte die Veranstaltungsreihe lange Jahre mit, erst in Boskoops Besen, dann im Steiggemeindehaus. „Er war sehr prägend für die Mundarttage“, wie sich Dudelsäckle-Vorsitzender Peter Hinderer erinnert. Bauer moderierte die launigen Weinproben und sorgte für kulinarische Genüsse. Die Mundart lag ihm am Herzen. So war auch der schwäbische Mundartstammtisch mit dem Verein Schwäbische Mund.art bedeutsam, den er in Bad Cannstatt mit Wolfgang Rupp begründet hat und der schwäbischen Dichtern ein Podium gibt und gab und bis heute existiert.

Beim Obst- und Gartenbauverein Bad Cannstatt hat sich Bauer 38 Jahre lang als Vorsitzender eingesetzt. Olaf Schulze, Vorsitzender von Pro Alt-Cannstatt und im Vorstand des Gartenbauvereins, sagt, Bauer sei mit seiner Frau und dem Besen über Jahrzehnte ein wichtiges Stück Cannstatter Identität gewesen – und auf dem Stuttgarter Weindorf „ein guter Botschafter für unsere Sauerwasser- und Weinstadt“.

Die Trauerfeier findet am Samstag, 27. April, um 12 Uhr in der Steigkirche, Auf der Steig 21, in Bad Cannstatt statt.